Innere und aeussere Schoenheit (1)

10 Jan

 Personal Note: “Man goennt sich ja sonst nichts… –

 So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

Ich gebe zu, eine meiner Lieblingsbeschaeftigungen ist Shopping (typisch Frau – wuerde mein lieber Mann jetzt sagen). Allerdings gibt es einige Produkte, deren Erneuerung zwar von Zeit zu Zeit noetig ist, aber fuer die ich mich nicht so gerne ins Einkaufs-Getuemmel stuerze. Eins davon ist ein neuer BH  und das andere ist ein neues  Nachthemd!

Waehrend ich im Oktober ein Buch ueber die kleinen Freuden und Schoenheiten im Leben las, die man sich als Frau ab und zu selbst bereiten sollte (man goennt sich ja sonst nichts…), kam ich zu dem Kapitel ueber innere und auessere Schoenheit.  Die amerikanische Autorin des Buches empfiehlt dringenst, sich auf keinen Fall und niemals gehen zu lassen und selbst in Situationen, wo es niemand sieht, huebsch und gepflegt auszusehen. Das bezog  sich besonders auf das Tragen von Unter- und Nachtwaesche. Mit einer Mischung aus Selbstkritik  und schlechtem Gewissen liess ich meine persoenliche Dessous-und Nachtkollektion vor meinem geistigen Auge auffahren und sah der Tatsache ins Auge, dass es hier enorme Gelegenheit zur Verbesserung gibt.

Ich beschloss, mir so schnell wie moeglich einen neuen BH und ein neues Nachthemd zuzulegen, vor allem, da mein lieber Mann mein Lieblingsnachthemd als „Sack“ bezeichnet. Normalerweise ist mein Selbstbewusstsein ausgepraegt genug um seine unqualifizierten Auesserungen bezuegliche Mode und Geschmack zu ignorieren, aber unter dem Aspekt der inneren und aeusseren Schoenheit und der kleinen Freuden im Leben gemaess Kapitel 5 meines Buches, musste ich gestehen,  dass mein Nachthemd nicht besonders vorteilhaft geschnitten war.  Wie konnte ich ueber Jahre dem irrtuemlichen Glauben zum Opfer gefallen sein, dass in meinem Nachtleben Bequemlichkeit wichtiger ist als Representation? Der Stil war vermutlich dem Alltag zum Opfer gefallen, insbesondere weil ich schon sehr, sehr lange verheiratet bin und jeden Abend todmuede  ins Bett falle. Aber nun sollte sich alles aendern! Aesthetik ist das neue Motto,  und so zog ich eines Tages fest entschlossen ins Shopping Center nach Albany, um mir ein schoenes, neues, elegantes Nachthemd zu leisten  und mein Leben drastisch zu aendern  (und um meinen lieben Mann zu ueberraschen!)

Aber schon nach der ersten Stunde der Recherche in Shops und Kaufhaeusern musste ich mit Ueberraschung und Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass entweder mein Geschmack oder meine Altersgruppe eine echte Marktluecke darstellte.  Hoffnung und Enttaeuschung wechselten sich ab beim Eintreten und Verlassen neuer Shops und Warenhaeuser und mir stellte sich spontan die Frage: Wer entwirft eigentlich Nachthemden fuer die Frau um 50? Offensichtlich niemand!

Das Angebot liess auf jeden Fall zu wuenschen uebrig. Erstens war die Farbpalette extrem eingeschraenkt: hellblau, rosa, weiss, rot  und schwarz. Und zweitens gab es nur zwei Schnitte: entweder Hemd mit Hose  aus Flanell oder ueberdimensionales T-Shirt bis zum Knie aus baumwollartigem Mischgewebe!

Nach drei Stunden und 20 Shops kam ich zu dem Schluss: That’s it! Das ist die eingeschraenkte Quelle, aus der ich meine neu gewonnene Nachtschoenheit schoepfen muss. In Entscheidungssituationen behalte ich normalerweise einen klaren Kopf und gehe systematisch und mit dem altbewaehrten Prinzip der Elemenierung vor. Hemd mit Hose oder T-Shirt? Das war keine schwere Entscheidung. Hose trage ich den ganzen Tag und T-Shirt ist einfach praktischer, da unten offen! Die Auswahl von  Farbe und Muster bereitete mir mehr Kopfzerbrechen.  Es gab Weiss mit roten Punkten, Rot mit weissen Schleifchen, Schwarz mit Glitter oder riesige Aufdrucke in Form von Katze mit grossen Augen, Hund mit grossen Zaehnen, Micky Mouse mit grossen Ohren, Herzchen, Sternchen oder Kroenchen.

Was soll denn das? Ist das was Frauen in meinem Alter nachts im Bett tragen? Sollte das denn wahr sein, dass es zwischen heimlichem Online-Erwerb von kitschiger Stubenmaedchen-Reizwaesche und gedruckten Kindermotiven auf  ueberdimensionalen T-Shirts keine Alternative gab? Sollte ich wirklich mein Bett mit Micky Mouse oder einem farbenfrohen Haustier teilen? Ach ja, und dann war da noch das rosa Nachtkleid mit Rueschen am langen Aermel und am bodenlangen Saum und den fuenf Knoepfen am Hals, das vor Vampiren und Triebtaetern schuetzt. Das Design (auch noch in hellblau erhaeltlich) habe ich von vorneherein als nicht altersgemaess ablehnt! 

Ein Blick auf die Uhr – schon halb drei – keine Zeit mehr um lange rumzufackeln. Kurz entschlossen und ohne anzuprobieren (Einheitsgroesse!) waehlte ich das grosse schwarze Nachtarrangement im lockeren T-Shirt-Style,   mit dem silbernen Glitter-Aufdruck einer riesigen Krone und dem Wort „Princess“ an der Stelle, wo mein erdanziehungskraft geschaedigter, fraulicher Busen nach einem anstrengenden Tag seine Entfaltung findet.

Als ich am Abend stolz mit meiner neu gewonnen Schoenheit und wie Sissi bei der Kroenung zur Kaiserin grazioes die Treppe herunter schritt, stellte selbst mein ignoranter Mann ueberrascht und begutachtend fest: „Hast Du einen neuen Sack?“

Es gibt gewisse Dinge im Leben, mit denen muss man sich einfach abfinden!

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