Personal Note: “I hope you enjoyed my personal highlights 2010 in English. Writing the German version is still easier and more “flowing” … Here is part one!
Teil 1 meiner persoenlichen Hoehepunkte aus 2010! Weitere folgen in Kuerze.
I never seem to run out of topics to write about, I just run out of time to do so! So, stay tuned and have a happy and wonderful day!” Beate
Im JUli bekam ich ein e-mail meiner weltreisenden Freundin Angelika ueber die Besessenheit zur Haarentfernung bei Amerikanischen Frauen, welches mich mal wieder inspiriert hat, ueber mein eigenes Leben nachzudenken.
Habe herzlich gelacht ueber Angelika’s “Gestruepp-Entfernungs-Theorie” und bin froh, dass ich zu alt, zu faul und zu arm bin fuer solche Spiraentzchen.
Bikini trage ich auch nicht mehr im Angesicht meines birnenfoermigen Body-Types (gemaess Trinny und Susannahs Buch: „The Body Shape Bible“). Liposuction kann ich mir nicht leisten und mit panischer Angst vor Schmerz kommen auch Botox (ist das nicht ein Nervengift aus dem Vietnam-Krieg?) und Bodylifting nicht in Frage. Beim total Bodylifting wird in der Taille ein Rundumschnitt gemacht und die Haut wie eine Strumphose hochgezogen, wieder angenaeht und die Reste abgeschnitten. Aus diesem breiten Hautstreifen kann man alles moegliche machen, Roulladen, kuenstliche Lippen, neue Ohren oder Ente im Speckmantel. Augenbrauen-Lift, Kinn-Implants und Brustvergroesserung kommen ebenfalls nicht in Frage! Somit zupfe ich mir, wenn noetig, selbst das ein oder andere Haar vom Kinn, rasiere bei schoenem Wetter unter den Armen und an den Beinen – und das muss reichen!
Wie ein anstaendiges Maedchen (nicht wie Brittney Spears!) trage ich auch immer eine Unterhose (gross genug, um damit im Notfall ein Kaninchen zu fangen – man weiss ja nie!), Minirock ist aus Altersgruenden gestrichen, Tanga zu unbequem und durchsichtige Spitze, Selbstgehaekeltes oder transparente Seiden und Chiffons sind nicht mehr mein Stil und tragen sich nicht so gut ab einer gewissen Groesse – da faellt mir doch gerade Schwarzwaelder Schinken ein. Immer, wenn ich ernsthaft ready bin, Vegetarier zu werden, bekomme ich eine Heisshungerattacke auf Schwarzwaelder Schinken mit Graubrot, was natuerlich nicht so einfach zu finden ist in Neuseeland (aber nicht unmoeglich!)! Ist das noch normal oder gehoert das zur Midlife Crisis oder sind das psychosomatische Entzugserscheinungen fuer den Eventual-Fall?
Erfolgreich haben wir (bei uns mitten im Winter) auch die Fussballweltmeisterschaft mit allen schlaflosen Naechten ueberstanden, und zur Abwechslung war es mal nicht das Hausdarlehen, das mich wach hielt, sondern das aufgeregte Gestoehne und Geschrei meines fussball-besessenen Mannes aus der selbsschuss-gesicherten Middle-Earth-Zone in meinem Wohnzimmer. Seitdem geht es mir auch wieder etwas besser und was soll immer ueber die Weltwirtschaftskrise nachdenken, wenn der Erfolg von ganzen Fussballnationen auf dem Spiel steht? Habe vergeblich versucht, den wahrsagenden Octopus auf e-bay zu ersteigern. Haette ihn Bernd gerne zu Weihnachten geschenkt, damit er Freitagsabends schon weiss, ob es sich uebehaupt lohnt, Samstags frueh aufzustehen und zum Fussball zu gehen. Und wenn der Octopus mal luegt, kommt er in die Suppe! Man koennte ihn auch gut in der Dusche als Seifenhalter oder Massage-Maschine mit einer handgeschnitzten Wurzelbuerste an jedem Arm nutzen. Wie ich vor kurzem gehoert habe, ist der Octopus ploetzlich und unerwartet verstorben und ins grosse Nirwana des Fussballs uebergesiedelt.
Mein 49. Geburtstag ging sang-und klanglos vorueber. Habe dieses Jahr niemanden eingeladen und hatte diesbezueglich auch keinen Stress, eine grosse Party zu organisieren. (Vermutlich ein weiteres Anzeichen von Midlife Crisis!) So konnte ich mal in Ruhe mein Auto putzen und in der Garage aufraeumen. Nach ueber 20 Jahren habe ich mir allerdings selbst eine Kaesesahnetorte (nach altem Familienrezept) zubereitet, deren Kalorien ich voller Genuss beim Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen zu den „Lovehandles“ an meinen Hueften addiert habe.
Waehrend ich meine Kreditkarte bei der Bank in eine zinsguenstigere umgewandelt habe, erfuhr ich, dass ich in den letzten Jahren hunderte von Punkten angesammelt hatte, von denen ich nichts wusste und die man in einem Elektronikshop einloesen kann. Selbstlos wie ich bin, habe ich diese zum Wohlsein meines heissgeliebten Ehemannes und zur Bereicherung seiner gesperrten Zone in einen neuen Flachbildschirm umgewandelt. Die Katze hat es schmerzhaft zur Kenntnis genommen, als sie, wie gewohnt, oben drauf springen wollte und erst im freien Flug gemerkt hat, dass da kein Landeplatz mehr fuer ihren achteinhalb Kilo schweren Astralkoerper ist.
Den einzigen Urlaub in den letzten Jahren, hatte ich in 2009, kurz vor Weihnachten heimlich gebucht, um meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn unterm Weihnachtsbaum zu ueberraschen. Im Eifer des Weihnachts- und Sommerferien Stresses habe ich es dann total vergessen und den internet-gebuchten Gutschein Anfang Maerz in einer Schublade wiedergefunden. Gluecklicherweise war die Buchung fuer das Wochenende 26./27. Maerz und somit noch gueltig. Da Henry seit fast zehn Jahren versucht, seine „langweiligen“ Eltern zum Camping zu animieren, kam mir zur Zeit der Buchung ein Wochenende in einem Indianer-Tipi als die wahre Alternative vor. Wie gesagt, lange gebucht, dann vergessen, dann wiedergefunden und nach einiger Ueberlegung, da die finanzielle Lage zu diesem Zeitpunkt eigentlich keinen Urlaub zuliess, kurzerhand entschieden: Alles Quatsch – Jetzt wird gefahren. Gebucht ist gebucht!
Raglan, ein kleines Oertchen and der Westkueste, 50 km von Hamilton, ist gut in etwa 3 Stunden mit dem Auto zu erreichen.
Gesagt getan, Henry begeistert, Vater eher besorgt, ob seine Fussballmannschaft mal einen Samstag ohne ihn auskommt, Mutter im Stress, alles einzupacken, fuhren wir dann endlich mit meinem alten, vollbepackten Toyota Richtung Sueden.
Nach einer Zigarettenpause fuer Bernie gleich hinter Auckland in einem kleinen Ort, wo ich auf keinen Fall auf dem Rueckweg anhalten werde (und hoffentlich keine Autopanne habe), ging es weiter. Wunderschoene Landschaft, gruene Huegel, Millionen Schafe, abgasverseuchte Lastwagen vor und hinter uns, und endlich erreichten wir die Huegel- und Buschlandschaft, in dem unser Indianer-Familienzelt verborgen war.
Allerdings hatte man vergessen, mich darauf hinzuweisen, dass man das Zelt nur zu Fuss erreichen kann, etwa 1 km von der Rezeption und dem Parkplatz entfernt. Aber echte Indianer kennen keinen Schmerz und so machten wir uns auf den Weg. Ueber Stock und Stein, bergauf- und bergab zogen und schoben wir unsere geraederten Koffer, Taschen, Kartons mit Lebenmitteln, Kleidung fuer jede Wetterlage, Henrys Spielzeugsortiment, sein Fahrrad, meine Literatursammlung und Malutensilien durch Matschpfuetzen, ueber Wurzeln, Schottersteine und vorbei an hoelzernen Wegweisern, die mir gluecklicherweise versichrten, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg waren. Mit scheinbar dem letzten Atemzug und nach Verbrauch saemtlicher Kraftreserven, erreichten wir dann endlich die kleine Lichtung auf dem Huegel, wo unser Zelt mit vier anderen, aus dem Gebuesch herausragte.
Angenehm ueberrascht, ueber die frisch bezogenen Betten und die nicht funktionnierende Solarlampe, was das komplette Mobiliar eines Tipis darstellt, liess ich mich aufs Bett fallen und schnappte erstmal eine halbe Stunde nach Luft. Henry war begeistert und Bernd machte sich doch gleich eine Friedenspfeife an.
Immerhin sah alles sehr romantisch aus, jedes Zelt mit entsprechendem Abstand in einem anderen Gebuesch versteckt und eine offene Gemeinschaftskueche in der Lichtung. Das selbstgebaute Humus-Klo a la Friedensreich Hundertwasser war dort, wo all die Fliegen kreisten. Da kamen Erinnerungen and das kleine Holzhaeuschen in unserem Garten hervor, als wir 1965 ohne Geld, von den Nachbarn aus geschichtlichen Gruenden gehasst und mit drei kleinen Kindern eine Ruine in Belgien bewohnten und uns den Po mit abgerissenen Zeitungsquadraten abputzen mussten. An einem kalten Winterabend auf dem Belgischen Holzbalken habe ich mir geschworen, was aus meinem Leben zu machen, um mir nie wieder den A… auf der Toilette abzufrieren. Und here wer are: 45 Jahre spaeter zahle ich noch $200 fuer das Erlebnis!
Selbst das Duschen mit eiskaltem Wasser kann man mit einer romantischen und offenen Weltsanschauung ueberleben (wenn man nur von Freitags bis Sonntags morgens bleibt).
So verbrachte Bernd den Rest des Tages damit, durch Rauchen den Welfrieden zu sichern, ich stellte mir vor, wie man hier ueberlebt, wenn es erstmal in Stroemen regnet und Henry suchte Steine und Stoecke im Gebuesch oder bahnte sich eine BMX-Rennstrecke vom Plumpsklo den Berg runter bis zu unserem Zelt. Wie echte Indianer!
Abends beim Kochen und Essen unter freiem Himmel lernten wir die netten alternativen anderen Indianer kennen, die aus allen moeglichen Laendern kamen und die es gewohnt sind, sich nicht so haeufig zu waschen und nur mit einem Rucksack durch die Welt zu reisen und sich die Haare aus praktischen Gruenden in Straehnen zu verfilzen. Das macht einen mal wieder nachdenklich, ob man das alles braucht, was man so an Zivilisationsguetern angesammelt hat. Ich glaube jedenfalls nicht, dass sich einer unserer Rastazopf-Indianer-Kollegen nachts im Zelt hin-und herwaelzt und ueber die naechste Einkommensteuerzahlung nachdenkt… Die anderen Indianer brauchten auch nicht fuer das Zelt und das Plumpsklo zu bezahlen, weil sie als Volunteers helfen, aus leeren Weinflaschen, Stroh und Matsch rustikale Huetten zu bauen, damit solche Stadt-Indianer wie wir, dort mal ein „wildes Leben“ ausprobieren koennen.
Vielleicht sollte man wirklich alles verkaufen und vogelfrei mit einem Rucksack und klebrigem Haar durch die Lande ziehen!
Alle waren sehr nett, so viel frische Luft und ein Glas Wein (zur Unterstuetzung der Weinflaschenbauwerke) unter freiem Himmel machen muede (jedenfalls die aelteren Indianer wie Bernd und mich) und mein llieber Mann fackelt ja da nicht lange, legt sich auf sein Bett und schlaeft tief und fest.
Damit wenigstens ein Erziehungsberechtigter im Stamm den Ueberblick behaelt, und trotz extremer Muedigkeit, musste ich dann versuchen, Henry davon abzuhalten, mit seinem Fahrrad und den selbsgebastelten Pfeilen in stockfinsterer Nacht auf die Jagd zu gehen. Henry ist ein zaeher Bursche und ihn spornt die frische Luft noch mehr an, so dass bei ihm der erste Anschein von Muedigkeit erst nach Mitternacht eintrat.
Dann ging alles sehr schnell, zwei Indianer schnarchen und ich lausche im Dunkeln auf jedes Zirpen, Rascheln, Grummeln, Trapsen und Gemuschel im Gebuesch. Dazu noch die Tatsache, dass das Tipi-Zelt (vermutlich aus Gruenden der umweltfreundlichen Entlueftung) in Hoehe des Bodens rundherum eine ca. 8cm breite offene Spalte hatte und ich mich nicht von der Ueberlegung befreien konnte, welche wilden Saeugetiere durch diese Ritze passen. Bekannt ist Neuseeland ja fuer sein ausgepraegtes Wildlife und die Plage von Possums (eine Mischung zwischen Katze und gen-manipuliertem Hamster mit Stupsnase, braunen Kulleraugen und Krallen wie ein Koalabaer…). Das war die Beschreibung meines abenteurlichen Mannes, der als einziger schon mal Auge um Auge, Zahn um Zahn im Keller unseres ehemaligen Hauses auf einer Farm mit einem Possum „zu tun“ hatte. Die beiden hatten sich fuer einen Moment gegenseitig in die Augen gestarrt, und dann sind sie total erschrocken und schreiend in unterschiedliche Richtungen gefluechtet. Jedenfalls, nachts werden die Possums munter und suchen sich was zu beissen. Wie haette ich auch nur ein Auge schliessen koennen bei dem Gedanken, dass hunderte tollwuetige, ausgehungerte Possums um mein Zelt schleichen, und vielleicht meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn zum Abendessen verspeisen wollen?
Hah! Pokahontas war auf einer Mission! Kein wildes Biest wird das Eindringen in unser Indianer-Dasein ungestraft ueberleben. Im Geiste sah ich uns schon zum Fruehstueck knusprige Possumschenkel ueberm offenen Feuer braten. Dann wurde mein imaginaeres Happy-End von allen moeglichen ueberdimensionalen Stechmuecken, Riesenheuschrecken und anderem Krabbelgetier unterbrochen. Immer noch begleitet von zufriedenem und nicht gerade leisem Schnarchen aus dem grossen und kleinen Indianerbett, kam ich mir vor wie ein Einzelkaempfer im Ueberlebenstraining. Je mehr man der Gefahr ins Auge blickt (oder auch nicht, wenn es stockfinster ist und die Solarlaterne streikt), um so groesser wird die Vorstellung von dem, was alles passieren koennte.
Was soll ich sagen? Als der erste Anhauch von Tageslicht im nicht nur unten sondern auch oben offenen Tipi ersichtlich wurde, war ich todmuede, aber erleichert das Ueberleben meines Stammes gesichert zu haben, und unter der eiskalten Dusche im zugigen Holzverschlag kam mir bei einer beginnenden Verstopfung mal wieder die Erkenntnis, dass ich doch mehr ein City-girl bin als ein Alternativ-Aussteiger. Werde doch nicht meine Porzellantoilette gegen ein Gebuesch aus Schlingpflanzen und ein zu Hause unterm Himmelszelt eintauschen!
In der zweiten Nacht, noch mehr verstopft und schwer wie ein Sack, haette mich sogar ein wilder Baer anfallen oder meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn zerfleischen koennen, denn in einem Ansturm von totaler Uebermuedung war mir dann alles sch….egal – sogar als ich am naechsten Morgen die braune Riesenheuschrecke unter meiner Bettdecke gefunden habe. Kurzer Aufschrei, das wars!
Zum Heissluftballon Festival in Hamilton sind wir dann leider auch nicht gekommen, da Winnitou an solch kulturellen Ereignissen nicht besonders interessiert. Ausserdem hat er das ganze Wochenende als fuer ihn autofahr-freie Epoche deklariert. Ich wollte mir daraufhin auch die Fahrerei im Dunkeln ersparen und konnte dadurch vermutlich zum zweiten Mal die Ausrottung meiner gesamten Inidanerfamilie und 22 Possums durch extreme Nachtblindheit und Totaluebermuedung verhindern.
Henry wird sich noch lange an sein Indianerleben im Busch erinnern, ich war froh, wieder auf meiner eigenen umweltunfreundlichen Klobrille zu sitzen, ohne kleingeschnetzelte Baumstaemme hinterher schuetten zu muessen (Wasserspuelung in der Toilette und heisses Wasser sind schon echter Luxus – man vergisst einfach zu schnell, wie gut es einem doch im taeglichen Leben geht). Und mein lieber Winnitou-Mann fand das Wochenende sehr entspannend!
Beate (Pokahontas)
Tipi - March 2010
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