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Guten Morgen!

8 Jul

Fuersorglich betrete ich das kleine Zimmer meines lieben Sohnes, dessen 16. Geburtstag kurz vor der Tuere steht. “Guten morgen – aufstehen… Was fuer ein schoener Tag. Die Sonne scheint und du musst raus aus den Federn.“

Whemuetig erinnere ich mich an die Zeiten, als wir zusammen auf dem Fussboden sassen und aus Millionen kleiner Legoteile Flugzeuge bauten, die dann alle nebeneinander aufgereiht wurden, um das regelmaessige Staubsaugen zu verhindern.

„Hallo, aufstehen! Es ist Zeit, Du kleines Maennlein.“ („Kleines Maennlein“ ist sicherlich nicht mehr agenbracht, da er sein kleines Muetterlein schon fast um einen ganzen Kopf ueberragt). Aber ich erlaube mir dieses „kleine Maennlein“, da er es im Halbschlaf nicht wirklich wahr nimmt. Bei vollem Bewusstsein findet er es total bloed! Aber es fuellt mein muetterliches Herz mit warmer Romantik an vergangene Zeiten.

„Halloeschen – aufstehen – sonst kommst du zu spaet zur Schule“ Um das Beenden der dritten Traumphase so sanft wie moeglich zu gestalten, verleihe ich meiner Stimme einen liebevoll fluesternden Ton.

Da – ein Hauch von Bewegung, der Kopf dreht sich zur Seite, die Augen fest verschlossen. Ich ziehe an der Bettdecke und frage dieses Maennlein, ob es mich hoeren kann. Ein zaghaftes Zucken mit immer noch fest verschlossenen Augen. Ich entschwinde aus dem Zimmer in der Hoffnung, dass die kleinen Aeuglein sich dem noch abgedunkelten Raumlicht anpassen und sich wie kleine Blueten langsam oeffnen.

Waehrenddessen gehe ich in die Kueche und mache Kaffee und vertraue auf das morgendliche Aufbluehen einer kleinen Seele zur Vorbereitung auf einen wundervollen Tag.

Ich lausche, aber noch hoere ich nichts aus dem gemuetlichen Zimmer, auf dessen Fussboden wir vor vielen Jahren 138 meter Holzschienen verlegten und die alte Eisenbahn unters Bett fahren liessen um einen Tunneleffekt zu erzielen.

Besser sehe ich noch mal nach und beim Betreten des Kinderzimmers schalte ich das Licht an. Diese eingelassenen Halogendeckenleuchten erzeugen nicht gerade wohnliches Ambiente. Sie sind eher zur Bestrahlung von chemischen Versuchen im Reagenzglas geeignet oder zur Untersuchung unserer koeniglichen Katze auf die Anweseneit von Floehen in ihrem kuscheligen, langhaarigen schwarzen Fell.

Ich sehe schon, dieses Kind ruehrt sich nicht. „Aufstehen, es wird Zeit, Du musst  zur Schule, sonst kommst Du zu spaet. Hallo, bist Du wach? Hallo, aufstehen!!!!“ Meine Stimme ist nun auf normale Innenraumlautstaerke eingestellt. Der Kopf bewegt sich und das eine Auge oeffnet sich einen Spalt. Die Scheinwerfer blenden und um der Erblindung vorzubeugen schliesst sich das kleine Lid wieder wie eine Muschel im Meer, wenn sie Gefahr wittert.

In der Kueche gurgelt die Kaffeemaschine. Sie zischt und donnert, sprueht Wasserdampf durch alle Ritzen und laesst mich in dem Glauben, dass sie jeden Moment explodiert. Ich nehme sie nicht ernst. Mein wohlverdienter morgendlicher Kaffee in der weissen Tasse mit der Aufschrift „Best Mum ever“ und einem grossen Schuss Milch (wegen der Farbe) gibt mir die noetige Energie, um meine Mission zu vollenden.

„Kannst Du jetzt aufstehen?“, meine Stimme wird lauter beim Betreten des ex-Kinderzimmers, dessen suesse Pastelfarben vor zwei Jahren einem dunkleren Farbschema weichen mussten. Beim Anblick der Waende, die nun mit Computergame Postern und Energydrink Stickern gepflastert sind, oeffne ich die Rollaeden und die Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg zum Bett. Da rettet sich Drakula mit einem lauten Stoehnen unter die Bettdecke.

„Was soll denn das? Kannst Du Dich jetzt endlich aufraffen? Du musst ganz schnell duschen, es ist schon spaet, sonst hast Du keine Zeit zum Essen und kommst zu spaet in die Schule“. Ich haette das nun easy weiter ausfuehren koennen und ihn auf die Konsequenzen hinweisen, dass wenn man keine Zeit zum essen hat, wird man den ganzen Tag grantig sein, man verkracht sich mit seinen Freunden, wird aus der Clique ausgestossen, fuehlt sich schlecht, bekommt mehr Pickel. Man verpatzt den Mathetest, dessen Note sich im Zeugnis widerspiegelt, bei dessen Anblick sich die Eltern verpflichtet fueheln, eine Moralpredigt zu halten.und die geplante Taschengelderhohung bis auf weiteres zu streichen. Aber all das habe ich natuerlich nur gedacht und nicht gesagt, da diese Teenager sowieso alles besser wissen.

Eine zweite Tasse Kaffee laesst mich wieder in diesen jugendlichen Saustall einmarschieren, in dem wir vor vielen Jahren die Ritterburg von Playmobil mit Waenden aus alten Kartons vergroesserten, weil wir nicht genug Teile hatten.

Ich fuehle mich wie die Walkuere vor der Schlacht und wuensche, ich haette ein Pferd. Stattdessen stampfe ich beim Einmarsch auf dem Fussboden in der Hoffnung, dass Dracula von einem Schein-Erdbeben zur Auferstehung gezwungen wird. Fehlschlag!

Mit erhoehtem Blutdruck und erhobener Stimme (sorry, Nachbar!), drohe ich diesem halbwuechsigen Ignoranten: „Wenn Du jetzt nicht aufstehst, gibt es am Freitag kein Sleepover, Dein Telefon Top up kannst Du vergessen, die Geburtstagsparty faellt aus und das Internet wird fuer immer abgemeldet.“ Da ploetzlich blinken mich zwei schmale Augen an und ein schmerzverzerrtes Gesicht graebt sich aus der Decke. Die koenigliche 8kg Katze schreitet ein und schleppt sich aufs Bett. Ich ueberlasse ihr das Schlachtfeld. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass wenn man sehr boese wird soll man den Raum verlassen.

Noch ein Taesschen Kaffee. Bin mit meinem Latein am Ende. Wie kann ich denn diesen jugendlichen Hallodri aus seinem Bett reissen, damit er rechtzeitig zur Schule kommt? Da bleibt nur eins: Ich nehme das Telefon, waehle seine Handy-Nummer und schneller als erwartet hoere ich das vorwurfsvolle „Mensch, Mama!“ aus dem chaotisch unordentlichen Nebenzimmer, das dringend einer Grundreinigung bedarf.

Nicht gerade beeindruckt vom neuesten Trick seiner Mutter, hoere ich ihn holpern und poltern. Buecher fallen vom Nachtisch, die Katze kommt mit eingezogenem Schwanz um die Ecke gerast, Schrank auf, Schrank zu, Schublade auf, Schublade zu, lautes Murren, Meckern, Mosern…

Mit der Kaffetasse in der Hand lasse ich die ganze Litanei ueber mich ergehen: „Jetzt habe ich keine Zeit mehr zum essen! Wo sind meine Socken? Ist meine Schuluniform gewaschen? Das Wasser ist zu kalt, die Zahnbuerste zu hart, das Klopapier verschwunden! Wo sind meine Schuhe? Hast Du meinen Fahrradhelm gesehen? Ich komme zu spaet und heute habe ich einen Mathe Test! Wieso hast Du mich nicht frueher geweckt?????“

Ich nehme noch einen Schluck aus meiner Muttertagstasse und freue mich auf die Schulferien!

Beate

Ein neues kreatives Chapter startet…

25 Apr

1-DSCN8875Nachdem ich ein paar Jahre in einem Buero gearbeitet habe, um unsere Finanzlage zu retten und den Europa-Urlaub vom letzten Jahr zu finanzieren, habe ich nun schweren Herzens diesen Job aufgegeben, um mich wieder der Selbstaendigkeit und der Kreativitaet zu widmen. Eingesperrt in einem Buero und festgeklebt an einem Stuhl, fuehlte ich mich wie ein Fischlein  ohne Wasser. Nun habe ich also meine “Freiheit” wieder und sollte mich eigentlich darueber  freuen, aber ich setze mich selbst ein wenig unter Druck, ein neues Einkommen zu schaffen.

Vor zwei Jahren hatte ich schon einmal angefangen, aber natuerlich mit einem Vollzeit Job nicht genuegend Zeit fuer beides. Nun erwecke ich diese Inspirationen vom Dornroeschenschlaf. Die Idee ist, frische und kuenstliche  Blumengestecke an Unternehmen, Bueros, Show Homes, Restaurants usw. zu vermieten und die Gestecke regelmaessig auszutauschen. Dazu einen Geschenke Service mit hand-gemachten und sinnvollen Geschenken plus Decoration fuer events, Weihnachten und Inneneinrichtung. Natuerlich geht das alles nicht so schnell, wenn man einen kleinen Hang zum Perfektionismus hat.

Zuerst musste ich die Webseite, die ich vor zwei Jahren anfing,  auf den neuesten Stand bringen und vor allem wieder online schalten. Da ich ja alles selbst mache und kein Computerexperte bin, ist das nicht so einfach und man kann das alles nicht mal soeben zwischendurch machen. Ich kam von einem Problem zu naechsten.

Erst dauerte es eine Woche, meine alte Webadress zu re-aktivieren, dann brauchte der Provider 24 Stunden, die Seite zu veroeffentlichten. Und dann waren da noch die Texte (English ist immer noch kompliziert!) und die Potos. Die sollten natuerlich toll aussehen. Was brauchte ich also? Zuerst einmal schoene Blumengestecke als Muster. Dann investierte ich mein ausgezahltes Urlaubsgeld in die Schoenheiten aus China, raste zum Grosshaendler, kaufte eine Kiste voller super echt aussehender Seidenblumen, dann musste ich die entsprechenden Vasen finden und, und, und. Die Photos konnte ich wiederum erst machen, als es aufhoerte zu regnen, anschliessend mussten diese bearbeitet werden und so ging ein Tag nach dem anderen ins Land.

Mit den Photos endlich auf der Website konnte ich die neuen Flyers entwerfen und zur Druckerei schicken, was wiederum zwei Wochen dauerte, bis die endlich geliefert wurden. Die Idee war, dass ich mit den Flyern und ein paar Musterblumen persoenlich zu groesseren Firmen und Bueros gehe, mich vorstelle und meine Blumen anbiete. Klingt doch super, oder?

Wenn da nicht diese kleine „schuechterne“ Charaktereigenschaft waere…. Der Gedanke ans „Klinkenputzen“ versetzt mich schon in absoluten Stress und koennte eine Panikattacke ausloesen. Viel lieber wuerde ich mich in einer kleinen Hoehle (oder Garage) verstecken, dort Blumen basteln und einen professionellen Verkaeufer-Typ losschicken, der einem Eskimo einen Kuehlschrank andrehen kann. Ich haette auch kein Problem, einfach nur meine Sachen im Internet anzubieten. Aber so funktioniert das natuerlich nicht. Nein, jeder sagt mir, „Du musst da persoenlich hin, Du bist Dein bester Verkaefer, Du kennst Deinen Service am besten. Geh los und verkaufe Dein Image!“ (mit einem imaginaeren Tritt ins Hinterteil!)

Well, das widerstrebt so sehr meiner Natur. Ich bin absolut kein Verkaeufer-Typ!!!!!. Im Gegenteil. Ich gehe jedem geschulten Verkaeufer aus dem Weg. Deswegen funktioniert bei mir auch kein „Laufschema“, das in grossen Geschaeften in jahrelanger Kundenbeobachtung ausgearbeitet wurde. Wo der normale Kauefer am Eingang einer Boutique nach rechts schwenkt zu den Sonderangeboten, biege ich schnurstracks nach links ab, so weit weg von der Verkaeuferin wie moeglich, damit die gar nicht erst auf die Idee kommt, mir eine kurze Hose und ein traegerloses Oberteil schmackhaft zu machen – und schon gar nicht in den neuen Sommerfarben: neon-pink und neon gelb!.

Der Gedanke,  einfach und froehlich mit ein paar Blumen unterm Arm, einem Prospekt in der Hand und einem lustigen Lied auf den Lippen in ein Unternehmen zu marschieren und mich der Rezeptionistin mit Bulldogen-aehnlichen Charakterzuegen auszuliefern ist mir ein absolutes Graeuel! Da kann ich nachts nicht mehr schlafen.

Dann kam mir die Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und den gleichen „fiktiven“ Unternehmerkunden  einen Geschenk-Service anzubieten. Geschenkkoerbe, Blumen und Delikatessen. Man will sich ja als erfolgreiches Unternehmen nicht Lumpen lassen, wenn es um „vernuenftige“ Weihnachtsgeschenke fuer lang ausgenutzte Mitarbeiter und neu aquirierte Grosskunden geht. Da darfs ja schon was kosten.

Tagelang habe ich die Konkurrenz im Internet ausspioniert und mir von meiner gut situierten Freundin ein paar teure Delikatessen und echten Champagner ausgeliehen. Diese Produkte sind ueblicherweise nicht in unserem Inflations-Warenkorb enthalten, und ich wollte auch nicht unsere komplette Finanzlage zum Schaukeln bringen, um ein paar Muster-Photos zu schiessen. Nachdem meine Freundin mir grosszuegigerweise, aber auch unter Eid, ihre Franzoesischen Pastetchen, die Italienische Salami, handgefertigte Schokolaedchen und delikat verpackte Trueffelpralinchen  ausgehaendigt hat, musste ich diese zuersteinmal geschickt getarnt vor meiner ausgehungerten Familie verstecken. Diese Burschen  haetten sich gleich darueber hergemacht, alle Dosen, Glaeser und Pakete aufgerissen und sich vermutlich anschliessend beschwert, dass es nicht schmeckt.

Aber bis zum Photoshoot kam es gar nicht, weil ich durch Zufall auf einer anderen Neuseelaendischen Webseite gesehen habe, dass man eine Alkohol-Lizens braucht, um auch nur eine einzige, winzige  Flasche Wein in einem Geschenkkorb zu verkaufen.  Was fuer ein Disaster!

Nach ausfuehrlichem Studium der Neuseelaendischen Gesetzgebung und den verwirrenden Regeln des Auckland Councils, wuerde diese Lizenz absolut meinen Investitonsrahmen sprengen. Das Verfahren dauert einige Wochen, der Antrag wird in der Zeitung veroeffentlicht, damit die Nachbarn und die Konkurrenz Einspruch einlegen koennen. Dann kommt noch jemand raus, um den Ort (der Tat) zu besichtigen. Man muss unter Eid schwoeren, dass man nix Alkoholisches an Minderjaehrige verkauft,  keine Parties und keine Orgien mit Alkoholausschank anzettelt und schon gar keinen Schnaps am Ostersonntag verkauft. Darauf steht die Todestrafe!

Hier musste Plan B her!

Also wieder zuerueck zu den Anfaengen und noch mehr Research im Internet. Und was soll ich sagen? Resultat: Ich habe festgestellt, dass man auch Geschenke ohne Alkohol verkaufen kann, aber natuerlich auch ohne Delikatessen. Das eine scheint mit dem anderen historisch verknuepft zu sein. Denn ein Fresskorb ohne „Saufen“ ist wie ein Wagen ohne Raeder.

Der Vorteil alkoholfreier Geschenke ist, dass ich dann auch nicht meine hochheilige Garage mit einer Selbstschussanlage verteidigen muss, zum einen gegen meine hungrigen Familienangehoerigen und zum anderen gegen minderjaehrige Alkoholiker.

Nein, ich mache nun etwas ganz anderes!  Ich drapiere dreistoeckige Torten und Cupcake Sets aus Handtuechern, bastele thematische Geschenkboxen mit  Einkaufsgutscheinen und konstruiere Farm-Fahrzeuge aus Baby-Windeln.

Na, was sagt man denn dazu? Das ist mein Plan B! Und dann war ich wieder eine Woche busy und musste all diese Babywindeln besorgen (unter den pruefenden Blicken der Supermarktkassen-Schwadron – Uerbergewicht oder schwanger?). Ich habe gestapelt, geklebt, gesteckt und gebunden, hier ein paar Schleifchen, da ein paar Stecknadeln, 20 meter Geschenkband, ein paar ausgeschnittene Blumen aus Tapetenmustern, 37 Spielzeugtiere, Tuell, Federn, Plastikfolie und eine neue Kiste mit kuenstlichen Blumen…

Und noch eine Woche spaeter habe ich meine Musterphotos fertig und kann diese auf meiner Webseite einarbeiten. Die Texte, die Groessen, die Preiskalkulation, die Verkaufsargumente, das alles wird vermutlich  noch eine weitere Woche dauern…. also noch kein „Klinkenputzen“ in Sicht. Und auch noch kein weisses Pferd in Sicht, auf dem ein professioneller Verkauefer-Prinz mit sexy Statur und italienischem Akzent vor reitet, um mich zu retten.

Nach einer weiteren schlaflosen Nacht, kam mir die Idee noch einen Blumenstrauss zu fertigen, um die Bulldogen vor Ort und gleich beim ersten Gespraech von der Schoenheit dieser echt wirkenden Blumenpracht zu ueberzeugen. Leider waren mir die Blumen ausgegangen und so musste ich gestern mal wieder zum Grosshaendler fahren. Und –wie immer- kauft man ein paar Bluemchen hier und da mehr, als man eigentlich braucht. Man weiss ja nie…

Heute sitze ich nun erneut am Computer und meine To-Do Liste wird immer laenger anstatt kuerzer (im Unterbewusstsein vielleicht nur, um den Augenblick der Konfrontation und der absoluten Panik ein wenig in die Zukunft zu verschieben?). In meiner letzten schlaflosen Nacht, die Dank der koeniglichen Katze, heute morgen um halb fuenf ein jaehes Ende fand (die Nacht – nicht die Katze!), hielt mich der Gedanke wach, was ziehe ich denn bloss an?

Wie muss man denn aussehen, wenn man erfolgreich verkaufen will? Mini-Rock und hohe Schuhe,  oder was Gebluemtes mit Rueschen und Spitzchen, passend zum Produkt? Neutral schwarz, um nicht von den Blumen abzulenken? Oder vielleicht mal neutrales Beige, um das Image ein wenig aufzuhellen, oder pink und purple – Ton in Ton mit meinem Musterstrauss? Du liebe Guete, ich glaube ich drehe durch!

Und dann ist da noch das Problem mit der Figur! Es gibt nichts Schoenes in meiner Groesse, schon gar nichts Schoenes in meiner Groesse, das bezahlbar ist. Und ich habe nichts im Schrank, was mir passt. So schnell kann ich nicht abnehmen. Ich glaube ich esse heute mal nix. Aber irgendwie habe ich Hunger. Vielleicht eine Saft-Kur. Ich habe gelesen, man kann easy 48 Tage nur von frisch gepresstem Saft leben (wenn man genug Zeit und Geld und Obst und Gemuese hat). Und natuerlich, wenn man sonst nichts zu tun hat. Weight Watchers vielleicht? Aber dann wird man da einmal in der Woche vor allen Augen gewogen und die Waage ist noch schrecklicher als die zu Hause und dann ist es einem peinlich und man will nirgendwo mehr hingehen. Jetzt koennte ich eine Tuete Chips essen…. Aber davon sind die Waden schon so dick geworden, dass die Winterstiefel vom letzten Jahr nicht mehr zu gehen. Wieso eigentlich? – verstehe ich ueberhaupt nicht. Die paar Kilo…. Aber wenn die Stiefel nicht passen, kann ich auch den Rock nicht anziehen. Rock und flache Schuhe geht ueberhaupt nicht zusammen. Das sieht so altbacken aus. Aber dann brauche ich auch noch eine neue Strumphose, falls die Stiefel jemals wieder zu gehen und der Rock nicht von den Motten gefressen wurde. Das wirft neue Probleme auf.

Seit Jahren habe ich vor,  mich mal persoenlich bei den namhaften   Strumpfhosenherstellungs-Direktoren zu beschweren. Es gibt keine bequemen Strumphosen fuer apfelfoermige Frauen unter 1.60m.  WIESO denn bloss???? Was haben die denn fuer Models, wenn es um Grosse XXL geht? Selbst XXXXXXXL schneidet den Bauch in halb und die Fuesse haengen 50cm ueber. Was soll denn das bedeuten? Man weiss ja schon selber, dass die Idealfigur ein vernebelter Traum aus der fruehesten Jugend darstellt, irgendwie fuer immer verschollen – aber muss man sich von einer nagelneuen Strumphose den Magen halbieren lassen und die Fuesse miteinander verknoten, nur um ein paar kuenstliche Blumen an den Mann zu bringen?

Und hat man endlich so ein synthetisches Ding in muehseeliger Kleinarbeit ueber jedes Roellchen gezerrt und gegezogen, dann kann man weder ein- noch ausatmen. Zur Kroenung beissen sich die wildgewordenen Zaehne des zu engen Stiefelreissverschlusses im Nylon fest. Das wiederum verursacht eine atomare Kettenreaktion von Laufmaschen, die kein Troepfchen Uhu oder Nagellack mehr stoppen kann! Vielleicht mache ich davon mal ein Video und schicke es als Hilfe-Ruf zu allen Strumpf-Unternehmen oder ich veroeffentliche es auf Youtube. Diese Wunderwerke der Kunststoffindustrie sind hoechstens fuer einen Bankueberfall geeignet. Oder um ein Auto abzuschleppen oder den Keilriemen zu ersetzen, aber definitiv nicht, um sich im Floral-Business zu etablieren.

Das ganze Theater ist mir zu stressig. Ich glaube ich bleibe bei der schwarzen Hose, den schwarzen Halbschuhen, dem noch schwaerzeren Top und vielleicht eine dunkle Jacke… Ausserdem habe ich noch ein paar Tage Zeit darueber nachzudenken.

Denn bevor ich ueberhaupt losgehen und meine Blumenpracht anbieten kann, muss ich noch die Geschenke auf meiner Webseite anpreisen, die Texte bearbeiten, eine neue Business Facebook Page zaubern, genaue Preise kalkulieren, einen Begruessungsspruch erfinden, alle moeglichen Einwaende und Argumente einer Bulldogge mit einem entprechenden Kontra-Argument im Keim ersticken, mein Auto waschen und polieren, die Garage aufraeumen, die Terrasse winterfest machen, Henry bei den Hausaufgaben helfen, sein Fahrrad reparieren, alle Rechnungen bezahlen, meiner Freundin die unverspeisten Delikatessen zurueckgeben, die Katze fuettern  und  all die anderen Punkte erledigen, die sich noch auf meiner To-do Liste befinden.

Lange Rede – kurzer Sinn. Ich muss jetzt mal hier weiter machen, sonst werde ich nie Verkaeufer des Jahres, Strumpfhosen-Modell, Bankraeuber, Computerexperte oder erfolgreich!

Innere und auessere Schoenheit (2)

11 Jan

Personal Note: “Das Leben koennte so einfach sein, wenn immer alles nach Plan ginge… –

 So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

Der Versuch, am folgenden Wochenende meine Dessous-Kollektion um einen neuen BH zu erweitern, bedurfte einer gewissen diplomatischen und strategischen Planung, da ich mit fuenf Kindern ins Shopping Center einmarschierte: mein Sohn Henry (11), unser koreanisches Homestay-girl Kelly (12) mit ihrer koreanischen Freundin und mein Japanisches Homestay-girl Eiko mit ihrer japanischen Freundin.  Als wir das Kaufhaus betraten, gab ich meinen internationalen Kinderchen die Freiheit, fuer eine halbe Stunde ohne meine erzieherische Oberaufsicht zu shoppen und sich dann an der Kasse wieder mit mir zu treffen.  Das wuerde mir genug Zeit geben, still und heimlich und unbeobachtet ein paar BHs anzuprobieren und im Erfolgsfalle ohne grossen Aufstand unaufaellig zu bezahlen. Selbstverstaendlich haette es mir nichts ausgemacht, wenn meine Grossfamilie bei der Auswahl und beim Kauf beteiligt gewesen waere, aber meine asiatischen Girls sind in dieser Beziehung etwas mehr traditionell erzogen und ich wollte ihnen die Peinlichkeit meiner „Europaeischen Offenheit“ und ihrer dezente Roete im Gesicht ersparen.  Und auch mein Sohn auf seinem zielstrebigen Weg zum Teenager-Tum wird mehr und mehr  verlegen, wenn er seine einzige Mutter in ihrer Unterwaesche sieht („not pleasant, Mum“ – Zitat ende).

Gesagt – getan! Henry zog ins Spielwarenparadies, die Girls in die Schuh- und Kleider abteilungen und ich in das Lingerie-Department.  Schon nach 5 Minuten gestresst und verschwitzt probierte ich ein paar BHs an und kam zu dem Schluss, dass die Groessen immer kleiner werden. Beim Anblick im Spiegel  (in einer dieser kleinen Kaninchenstaelle) musste ich allerdings zugeben,  dass ich im Winter etwas rundlicher geworden war, oder vielleicht war mal wieder der Spiegel oder die Beleuchtung unvorteilhaft. Egal – sieht ja keiner (!?!) Und als ich endlich ein Stahlstreben-verstaerktes Modell fand, das an der richtigem Stelle hebt und teilt, beschloss ich froehlich, es gleich in schwarz, weiss und der traditionellen Fleischfarbe zu kaufen (man weiss ja nie…). Das wuerde mir fuer die naechsten drei Jahre den erneuten, frustrierenden Versuch ersparen, mal etwas Schickes und Farbenfrohes fuer „untendrunter“  zu finden. Denn Schickes und Farbenfrohes ist in meiner Groesse leider selten im Sortiment, sorry!

Schnell suchte ich mir noch ein paar Unterhosen, die nicht kneifen (und gross genug sind, um Kaninchen zu fangen) und lief mit meinen neuen Objekten der  inneren und auesseren Verschoenerungs-Begierde  zur Kasse. Bevor ich meine  Grossfamilie in irgendeiner Weise in Verlegenheit bringen konnte  und ihnen die Gelegeheit nahm, alle kulturellen Einzelheiten eines aufregenden Einkaufstages abends per e-mail  in ihre Heimat zu uebermitteln, bezahlte ich unentdeckt meine Beute und die Kassierein liess sie dezent in einer grossen Plastiktuete verschwinden.  Dann drehte ich mich um und ging mit meiner Beute gleich wieder ins Kaufhaus zurueck, so als waere nichts gewesen. Ich straeunte -Interesse heuchelnd- in der Kosmetikabteilung herum, welche  sich aus Sicherheitsgruenden immer in der Naehe der Kasse befindet. Als ich meine Kinderchen sah, wie sie aus allen Richtungen zur Kasse  stroemten, um ihre eigenen kleinen Eroberungen zu bezahlen, reihte ich mich ein und vereint gingen wir durch die elektronische Absperrung hinter der Kasse…

… bis meine grosse geheimnisvolle Tuete einen lauten Alarm ausloeste!

Freundlich aber bestimmt und unter den urteilenden Blicken der uebrigen einkaufssuechtigen Menschenmassen wurde ich mit meiner Tuete abgefuehrt und musste vor den Augen meiner hundertkoepfigen Grossfamilie aus aller Herrenlaender saemtliche Jagd-Unterhosen und Geruest-BHs auf der Theke ausbreiten. Durch die hochsteigende Roete in meinem Gesicht und der Ueberproduktion meiner Schweissdruesen dauerte es etwas bis ich den Kassenzettel zur Beweisfuehrung aus meiner ueberfuellten Handtasche ausgegraben hatte. Waehrend die Maedchen im Hintergrund jeweils in ihrer Heimatsprache tuschelten und kicherten und mein Sohn so tat, als haette er ueberhaupt nichts mit uns zu tun,  stellte die Warenhaus-Sicherheitsoberaufsichts-Polizei in Zivil fest, dass die Verkaeuferin an der Kasse vergessen hatte, das  magnetische Sicherheitding aus Plastik  von einem BH zu entfernen.  

Nach dem Abendessen verschwanden alle kleinen Asiatinnen in ihren Zimmern und die Internationale Voelkerverstaendigung lief auf Hochtouren.

Zum Glueck habe ich ja nun drei Jahre Ruhe…

Innere und aeussere Schoenheit (1)

10 Jan

 Personal Note: “Man goennt sich ja sonst nichts… –

 So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

Ich gebe zu, eine meiner Lieblingsbeschaeftigungen ist Shopping (typisch Frau – wuerde mein lieber Mann jetzt sagen). Allerdings gibt es einige Produkte, deren Erneuerung zwar von Zeit zu Zeit noetig ist, aber fuer die ich mich nicht so gerne ins Einkaufs-Getuemmel stuerze. Eins davon ist ein neuer BH  und das andere ist ein neues  Nachthemd!

Waehrend ich im Oktober ein Buch ueber die kleinen Freuden und Schoenheiten im Leben las, die man sich als Frau ab und zu selbst bereiten sollte (man goennt sich ja sonst nichts…), kam ich zu dem Kapitel ueber innere und auessere Schoenheit.  Die amerikanische Autorin des Buches empfiehlt dringenst, sich auf keinen Fall und niemals gehen zu lassen und selbst in Situationen, wo es niemand sieht, huebsch und gepflegt auszusehen. Das bezog  sich besonders auf das Tragen von Unter- und Nachtwaesche. Mit einer Mischung aus Selbstkritik  und schlechtem Gewissen liess ich meine persoenliche Dessous-und Nachtkollektion vor meinem geistigen Auge auffahren und sah der Tatsache ins Auge, dass es hier enorme Gelegenheit zur Verbesserung gibt.

Ich beschloss, mir so schnell wie moeglich einen neuen BH und ein neues Nachthemd zuzulegen, vor allem, da mein lieber Mann mein Lieblingsnachthemd als „Sack“ bezeichnet. Normalerweise ist mein Selbstbewusstsein ausgepraegt genug um seine unqualifizierten Auesserungen bezuegliche Mode und Geschmack zu ignorieren, aber unter dem Aspekt der inneren und aeusseren Schoenheit und der kleinen Freuden im Leben gemaess Kapitel 5 meines Buches, musste ich gestehen,  dass mein Nachthemd nicht besonders vorteilhaft geschnitten war.  Wie konnte ich ueber Jahre dem irrtuemlichen Glauben zum Opfer gefallen sein, dass in meinem Nachtleben Bequemlichkeit wichtiger ist als Representation? Der Stil war vermutlich dem Alltag zum Opfer gefallen, insbesondere weil ich schon sehr, sehr lange verheiratet bin und jeden Abend todmuede  ins Bett falle. Aber nun sollte sich alles aendern! Aesthetik ist das neue Motto,  und so zog ich eines Tages fest entschlossen ins Shopping Center nach Albany, um mir ein schoenes, neues, elegantes Nachthemd zu leisten  und mein Leben drastisch zu aendern  (und um meinen lieben Mann zu ueberraschen!)

Aber schon nach der ersten Stunde der Recherche in Shops und Kaufhaeusern musste ich mit Ueberraschung und Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass entweder mein Geschmack oder meine Altersgruppe eine echte Marktluecke darstellte.  Hoffnung und Enttaeuschung wechselten sich ab beim Eintreten und Verlassen neuer Shops und Warenhaeuser und mir stellte sich spontan die Frage: Wer entwirft eigentlich Nachthemden fuer die Frau um 50? Offensichtlich niemand!

Das Angebot liess auf jeden Fall zu wuenschen uebrig. Erstens war die Farbpalette extrem eingeschraenkt: hellblau, rosa, weiss, rot  und schwarz. Und zweitens gab es nur zwei Schnitte: entweder Hemd mit Hose  aus Flanell oder ueberdimensionales T-Shirt bis zum Knie aus baumwollartigem Mischgewebe!

Nach drei Stunden und 20 Shops kam ich zu dem Schluss: That’s it! Das ist die eingeschraenkte Quelle, aus der ich meine neu gewonnene Nachtschoenheit schoepfen muss. In Entscheidungssituationen behalte ich normalerweise einen klaren Kopf und gehe systematisch und mit dem altbewaehrten Prinzip der Elemenierung vor. Hemd mit Hose oder T-Shirt? Das war keine schwere Entscheidung. Hose trage ich den ganzen Tag und T-Shirt ist einfach praktischer, da unten offen! Die Auswahl von  Farbe und Muster bereitete mir mehr Kopfzerbrechen.  Es gab Weiss mit roten Punkten, Rot mit weissen Schleifchen, Schwarz mit Glitter oder riesige Aufdrucke in Form von Katze mit grossen Augen, Hund mit grossen Zaehnen, Micky Mouse mit grossen Ohren, Herzchen, Sternchen oder Kroenchen.

Was soll denn das? Ist das was Frauen in meinem Alter nachts im Bett tragen? Sollte das denn wahr sein, dass es zwischen heimlichem Online-Erwerb von kitschiger Stubenmaedchen-Reizwaesche und gedruckten Kindermotiven auf  ueberdimensionalen T-Shirts keine Alternative gab? Sollte ich wirklich mein Bett mit Micky Mouse oder einem farbenfrohen Haustier teilen? Ach ja, und dann war da noch das rosa Nachtkleid mit Rueschen am langen Aermel und am bodenlangen Saum und den fuenf Knoepfen am Hals, das vor Vampiren und Triebtaetern schuetzt. Das Design (auch noch in hellblau erhaeltlich) habe ich von vorneherein als nicht altersgemaess ablehnt! 

Ein Blick auf die Uhr – schon halb drei – keine Zeit mehr um lange rumzufackeln. Kurz entschlossen und ohne anzuprobieren (Einheitsgroesse!) waehlte ich das grosse schwarze Nachtarrangement im lockeren T-Shirt-Style,   mit dem silbernen Glitter-Aufdruck einer riesigen Krone und dem Wort „Princess“ an der Stelle, wo mein erdanziehungskraft geschaedigter, fraulicher Busen nach einem anstrengenden Tag seine Entfaltung findet.

Als ich am Abend stolz mit meiner neu gewonnen Schoenheit und wie Sissi bei der Kroenung zur Kaiserin grazioes die Treppe herunter schritt, stellte selbst mein ignoranter Mann ueberrascht und begutachtend fest: „Hast Du einen neuen Sack?“

Es gibt gewisse Dinge im Leben, mit denen muss man sich einfach abfinden!

Rueckblick 2010 – Die Kunst der Gemuesezucht (2)

9 Jan

Personal Note: “Hier kommt die vorlauefig letzte Folge meines kleinen, unerfahrenen Gaertnerdaseins im Land der grossen weissen Wolke… –  So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

Nachdem mein urspruenglicher Versuch der Kompostherstellung wegen Verstopfung im mittleren Kammerbereich der China-Tonne fehlgeschlagen war,  wollte ich meine neu gewonnene „Gruene Lebenseinstellung „  noch nicht aufgeben. Eine Freundin wies mich auf den letzten Schrei in Sachen wiederverwertbarer Kuechenabfaelle zur  Rettung der Weltbevoelkerung hin: Das Bokashi-System aus Japan!  Da ich vor vielen Jahren eine Zeit lang fuer SONY gearbeitet habe, weiss ich das Japanische Vorlaeufertum in Sachen technischer Errungenschaften zu schaetzen.  

Bokashi heisst soviel wie „fermentiertes, organisches Allerlei“ und unter diesem Aspekt kann man alle organischen Kuechenabfaelle inklusive Fleisch, Fisch, Fritten und Salatsauce in einem speziellen Behaelter, der aussieht wie zwei ineinander gesteckte eckige Plastikeimer mit Deckel, sammeln. Unter Luftabschluss und wie von Geisterhand verwandeln winzige unsichtbare Mikroorganismen die Essensreste in fruchtbaren Biokompost. Natuerlich muss man die Mikroorganismen in einem Sack, dessen Inhalt aussieht wie Holzspaehne, kaufen,was die Sache zwar oekologisch, aber nicht gerade oekonomisch macht. Immer wenn man eine Lage Ernaehrungsmuell eingefuellt hat, muss man eine Hand voll Mikroorganismen-Spaehne darueber streuen und den Behaelter wieder luftdicht verschliessen. Wenn der Eimer bis oben gefüllt ist, dauert der chemische Vorgang der Vermentung etwa zwei Wochen und unten im Eimer sammelt sich eine Fluessigkeit, die nicht nur als Fluessigduenger sondern auch bestens als Rohrreiniger bei Kanalverstopfung geeignet ist.

Das hoert sich alles toll an, aber in der Praxis stand dieser Eimer in meiner kleinen Kueche staendig im Weg. Und wenn ich ihn im Schrank unter der Spuele deponierte, vergassen wir, ihn zu benutzen. Eines Tages waehrend eines fruehlingshaften Hausputzes stellte ich den fast vollen Eimer voruebergehend unter das Holzdeck unserer Terrasse, wo wir auch das andere Zeug lagern, welches wir zwar nie wieder brauchen, uns aber auch nicht davon trennen koennen. Und dann kam der Winter und ich vergass, dass wir jemals dieses ausgekluegelte Japanische Kompost-System in unserer Familie eingefuehrt hatten.

Und nun, nachdem endlich der Sommer eingekehrt ist,  habe ich den Eimer wieder gefunden und ihn aus Sicherheitsgruenden soweit wie moeglich von Haus, Gemuesegarten und Klettergeruest, ganz hinten am Gartenzaun zu meinen Nachbarn, die uns nie gruessen, gelagert. Schweissgebadet wache ich nachts auf und stelle mir vor, wie die Mikroorganismen sich millionenfach unter monatelangem Luftabschluss vermehrt und eine Art oekologischen Molotovcoctails gebraut haben. Ehrlich gesagt, ich traue mich nicht, den Deckel zu oeffnen! Vielleicht springen die unsichtbaren Organismen in mein Atmungssystem und fressen mich von innen auf, oder der ganze Eimer explodiert bei der Zufuehrung von Sauerstoff und rottet unseren gesamten idyllischen Vorort aus. Vielleicht haben sich die Mikroben auch schon in groessere Lebewesen verwandelt, die krabbeln, schleimen und beissen oder sogar fliegen koennen. Oder ich habe eine ganz neue, voellig unerforschte Art von Lebewesen gezuechtet, die zukuenftig die Menschheit tyranisieren, um die Weltmacht zu ergreifen. Leider war ich in der Schule zwar sehr interessiert, aber nicht besonders gut in Chemie und habe das Fach nach dem ersten Halbjahr im 11. Schuljahr und einer 6 auf dem Zeugnis abgewaehlt. Im 2. Halbjahr habe ich mich der Physik zugewandt, deren Grundlagen und Prinzipien fuer mich besser verstandlich waren, da man sie entweder sehen oder spueren konnte (besonders Schwerkraft und Elektrizitaet!).       

Zurueck zu meiner Karriere als Gaertner:

Wie bereits erwaehnt ist mein Garten nun nicht mehr so durchorganisiert oder Desgin-Preis-verdaechtig schoen, dafuer wachsen dort nun wieder Tomaten, Radieschen, Salat, Petersilie, Schnittlauch, Basilikum und die Zwergbohnen von meinem lieben Nachbarn hinter der Berliner Mauer. Etliche andere Pflanzen, von denen ich nicht mehr weiss was es ist oder ob es vielleicht sogar das wiederkehrende Unkraut ist, wachsen und gedeihen zusammen mit der Erdbeerpflanze fuer meinen lieben Mann. Mein hauseigener Gas-und Wasserinstallateur-Meister-Ehemann hat auch zwischenzeitlich (und mit etwas diplomatischem weiblichen Nachdruck) den Wassertank an die Dachrinne der Garage angeschlossen. Das klingt alles sehr erfolgreich und idyllsich, aber der Schein truegt! Schon habe ich das naechste Problem: Irgendwas oder irgendwer frisst mein Gemuese!

Jeden Morgen, wenn ich in meinen wilden, unorganisierten Gemuesegarten gehe, fehlen ein paar kleine Pflaenzchen oder nur die Stengel der einst gruenen Pracht (besonders Basilikum) sind noch uebrig geblieben. Groessere Pflanzen, wie Tomaten weisen erhebliche Beeintraechtigungen in Form von Loecherm in den Blaettern auf. Erneute Recherche im unendlichen Universum des Internets minimierte die Problem-Optionen auf den Vormarsch von Schnecken, Raupen oder kleinen weissen Fliegen. Um herauszufinden, mit welchem dieser Feinde man es zu tun hat, wird empfohlen, eine naechtliche Spionage-Aktion auszufuehren. Man soll im Dunkeln, bewaffnet mit Taschenlampe und Eimer, durch den Garten schleichen und den Feind sozusagen in Flagranti erwischen und Krieger um Krieger im Eimer einsammeln. Leider konnte ich diese Spionier-Attake wegen ausgepraegter Angst-Phobien und verminderter Sehfaehigkeit im Dunkeln nicht durchfuehren. Mein elfjaehriger Sohn, der gerne Berufsfussballer, Wissenschaflter oder Rockstar (seit der weihnachtlichen Elektrischen Gitarre) werden moechte, haette den  Job gerne uebernommen, ist aber leider fruehzeitig ins Land der Traeume entschwunden,  mit der Taschenlampe fest in seiner Hand und unter der Bettdecke.

Die weiteren internationalen Ausfuehrungen zur Vernichtung von Gartenpest empfiehlt, alle eingesammelten Feinde wie Schnecken und Raupen gleich an Ort und Stelle zu zertrampeln. Diese Endloesung hat mich so angeekelt und kann aus Gruenden meiner atheistischen Weltanschauung und Anti-Gewalt Prinzipien gegen Mensch und Tier ebenfalls nicht erfolgreich durchgefuehrt werden. Wegen der Zielsetzung  des rein organischen Gemueseanbaus  kommt auch die Chemische Keule zur Kriegsfuehrung in meinem Garten nicht in Frage. Und die alte Bauernregel, den Feind mit eienem Koeder aus Bier anzulocken und dann in volltrunkenem Zustand zu vernichten, laesst auch zu wuenschen uebrig. Das Bier wurde zwar gerne genommen, der Feind hat sich jedoch vor Einbruch des Tageslichts zuerueckgezogen, um seinen Rausch in der bisher nicht von mir entdeckten Heimat auszuschlafen.

Da ich von Natur aus diplomatisch und harmoniebeduerftig bin, habe ich beschlossen, dass Mensch und Tier friedvoll nebeneinander existieren sollten und so teile ich meinen Salat, den neuen Basilikum und die Tomatenblaetter nicht nur mit meiner vor Gesundheit trotzenden Familie, sondern auch noch mit kleinen, unsichtbaren, mir immer noch unbekannten Mitbewohnern, und hoffe, dass das natuerliche Oekosystem in meinem Gemuesegarten langfristig funktioniert und die Ernte in einer „gewissen Gerechtigkeit von Oben“ verteilt wird…

Rueckblick 2010 – Die Kunst der Gemuesezucht (1)

8 Jan

Personal Note: “Hier kommt eine neue Folge meines kleinen, unerfahrenen Gaertnerdaseins im Land der grossen weissen Wolke…

 So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

Am allerersten Fruehlingstag im Jahre 2010 entschloss ich mich zu einer erneuten Expedition in den frisch bewilderten Dschungel hinter unserer Garage. Und wieder habe ich in den folgenden Wochen im Schweisse meines Angesichts die dichte Vegetation dahin gemetzelt,  die Baeume gestutzt, das Unkraut rausgerissen, Schlingpflanzen abgehackt, Aeste gesaegt, Loewenzahn ausgebuddelt, Kleeblaetter rausgerupft und siehe da: zum Vorschein kamen die hoelzernen Pflanzenboxen und der Wassertank  meines einst so fruchtbaren Gemuesegartens!

Aber dieses mal war ich weitgehend sicher vor den kritischen Augen meines interessierten Meistergaertner-Nachbarns. Im Jahr zuvor -als mein Unkraut begann, ueber den uns trennenden Gartenzaun zu ragen- hat er in einer Nacht-und Nebelaktion denselbigen mit Holzlamellen auf 2.20m aufgestockt, damit meine gemeingefaehrlichen Loewenzahnpollen  nicht aufs benachbarte Gebiet uebersiedeln und seine Zwergbohnen ausrotten.

Wenn mich mein Nachbar nun nicht mehr sehen konnte, so hat er auf  jeden Fall meine Ausrufe  des Entsetzens (beim Anblick meterlanger Wuermer, die an meinen Gummistiefeln hochkrabbeln wollten) oder des Entzueckens (bei der Wiederentdeckung meiner Pflanzboxen) gehoert, die in der morgendlichen Ruhe unseres kleinen, friedlichen Vororts verhallten.

Wegen (der ohne mich so hilflosen) Familie, Kunstwerke malen, Kinderbastelkursen,  Art-Ausstellungen, Marketingaktivitaeten, Website-Gestaltung , einem regelmaessigen Newsletter, eines energie-geladenen Sohnes, der Kostuemherstellung fuer eine Schulauffuehrung, Fahrrad reparieren, Hausputz, Katze fuettern, Waesche waschen, Hausaufgaben, Oelwechsel am Auto, Bernds Buchfuehrung, die jaehrliche Steuererklaerung, Shopping und diversen andere Hobbies  musste  ich dieses mal allerdings meinen Hang zum Perfektionismus an den Nagel haengen.  Und so habe ich meinen Gemuesegarten ohne Beruecksichtigung der urspruenglichen, sehr detaillierten Planungsunterlagen aus 2007 und meinem gruendlich Deutschen Organisationstalent  (inklusive dem Design-Flair fuer abgestimmte Farbkombination) im Schnellverfahren zurueckerobert.

Ich entfernte alle gruenen Schlingpflanzen aus meinen Pflanzkisten einschliesslich des Loewenzahns, so gut es ging (?) Als voellig unerfahrener Gaertner musste ich zwischendurch immer wieder eine Pause einlegen und die auftretenden Problemfaelle im Computer recherchieren. So fand ich z.B. heraus, dass sich die Wurzeln des Loewenzahns so weitlaeufig in der Erde verteilen, dass man sie nie wieder ganz entfernen kann um das Wachstum dieser gelben Pracht zu verhindern. Das wiederum machte mir den ueberdimensionalen Mauerbau meines lieben Nachbarns verstaendlich. Wie sind Generationen von Landwirten und Gaertnern bloss ohne Laptop und Google ausgekommen?

Dann war da noch der grosse schwarze Kompostbehaelter mit drei Kammern aus China, den ich ebenfalls 2007 angeschafft habe,um meine Familie in die Geheimnisse des Muellsortierens einzuweihen. Zwecks Wiedereinbringung von organischer Materie in den oekologischen Gemueseanbau haben wir wochenlang alle Apfel- und Kartoffelschalen, Salatblaetter, Zeitungspapier und sonstige kompostfaehigen Zivilisationsgueter  gesammelt und von oben in die grosse Tonne geworfen. Unser Rasenmaeher-Mann, der alle zwei bis drei Wochen meinen wunderschoenen Teppich aus Gaensebluemchen mit seiner Hoellenmaschine vernichtet, hat uns tatkraeftig unterstuetzt und schon nach kurzer Zeit war die oberste Kammer meiner Chinesischen Tonne erfolgreich gefuellt. Laut Bedienungsanleitung musste ich dann eine Trennungsplatte herausziehen und das stinkende Etwas mit Millionen von aufgescheuchten Muecken fiel zur weiteren Verarbeitung in Kammer Nummer zwei. So haben wir oben neue Gemuesereste und Gaensebluemchen eingefuellt bis die Kammer wieder voll war. Teil drei der Bedienungsanleitung empfiehlt daraufhin, die  Masse aus Kammer Nummer  zwei mit dem mitgelieferten Plastikstock durch das dafuer vorgesehene Loch in die darunterliegende Kammer Nummer drei zu stupsen. Leider musste ich an diesem Punkt feststellen, dass etwas nicht stimmt. Der klebrige Matsch aus Kammer zwei liess sich weder durch Stupsen noch mit Hilfe irgendwelcher anderer mechanischer Vorgaenge nach unten bewegen. So gab ich Ende 2008 meine Kompostproduktion wieder auf, nicht zuletzt auch mangels vorhandenem Gemuesegartens (der trotz bester Absichten bereits unter neuen Schlingpflanzen verschollen war).

Bei meinem erneuten landwirtschaftlichen Vorhaben wollte ich mich nicht von einer Chinesischen Plastiktonne besiegen lassen. Deshalb schubste ich an einem schoenen, heissen Tag, den ganzen riesigen, asiatischen Behaelter im Garten um, samt seines unerforschten Inhalts in den Kammern eins und zwei.  Ich kam mir vor wie ein Geburtshelfer als ich mit Gummihandschuhen und einer kleinen Schaufel in die untere Oeffnung der Tonne (mit meinem Kopf zuerst!!!) krabbeltn musste, um die Verstopfung in Kammer Nummer zwei aufzuloesen. Und nach ein paar Presswehen, man glaubt es kaum, gebar ich einen Berg von wunderbarer Erde, in der Millionen aufgeregter kleiner Wuermchen zappelten. Schweissgebadet, stinkend wie ein Ferkel und umzingelt von tausend Schmeissfliegen habe ich die jungfraeuliche Erde  in meinen Gemuesegarten eingeschaufelt. An jenem Tag habe ich mir eine zweistuendige Dusche inklusive  Ganzkoerpermassage mittels Wurzelbuerstennutzung zur Entfernung jeglicher Kompostreste aus allen Ritzen und Poren meines geschundenen Koerpers wohlweislich verdient!

Das Dreikammer-Kompostproduktions-System aus Asien ist nun wieder in Betrieb, wurde aber von mir so modifiziert, dass aus drei Kammern eine grosse Kammer wurde und der Glibber von vorneherein bis ganz nach unten faellt. Manche Erfindungen sind einfach noch nicht ausgereift (oder manche Uebersetzungen von Bedienungsanleitungen sind irgendwie unvollstaendig).

 Fortsetzung folgt!

Rueckblick 2010 – Dornroeschen’s Garten

6 Jan

Personal Note: “Hier ein kleiner geschichtlicher Rueckblich ins Jahr 2007 als Vorlauefer fuer ein weiteres Kapitel aus meinem Leben am Ende der Welt im Jahre 2010 „Die Kunst der Gemuesezucht“.

Fortsetzung folgt!

So stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

 

Am allerersten Fruehlingstag im Jahre 2007 entschloss ich mich zu einer Expedition in den geheimnisvollen Dschungel hinter unserer Garage. Seit dem Kauf des Hauses im Jahre 2004 haben wir diesen Teil unseres Grundbesitzes aus Zeitmangel und wegen der intensiven Renovierungsbeduerftigkeit innerhalb des Hauses, wohlweislich ignoriert. Bewaffnet mit Gummistiefeln, Tropenhelm, spinnensicherer Kleidung, einer Machete, Gartenschere, Hacke, Wasser fuer drei Tage, einem Schweizer Messer und meinem Handy (man weiss ja nie) zog ich, zusammen mit der neugierigen Katze Mimi, um 6.30 Uhr morgens in unerforschte Gefilde.  Zuerst entdeckten wir unter riesigen Schlingpflanzen, Baumzweigen und anderem ueberdimensionalen Gruenzeug ein winziges verrottetes hoelzernes Gartentor, das wir erst mit der Machete befreien mussten, um in das unberuehrte Niemandsland in der Laenge unserer Doppelgarage und einer Breite von ca. 5m einzudringen. Die Ueberwucherungen erinnerten an Dornroeschens Schlossgarten nach ihrem 100-jaehrigen Schlaf, aber bereits nach zwei weiteren Schritten kam ich mir vor wie Hiram Bingham bei der  Widerentdeckung der verschollenen Inka Stadt Machu Picchu.

Trotz der tropischen Hitze (hauptsaechlich Angst-Schweiss), Millionen von Stechmuecken, zaehen Spinnengeweben und anderen wilden Ungeheuern, bahnten wir uns den Weg tiefer und tiefer durch die dichte Vegetation. Panische Angst vor Vogelspinnen (die es in NZ angeblich nur im Zoo gibt – aber man weiss ja nie) spuerte ich staendig ein Kribbal-Krabbel auf meinem Koerper und die gelegentlichen kurzen Aufschreie eines City-girls hallten durch die ansonsten sehr verschlafene Nachbarschaft. Selbst Mimi, meine vierbeinige Forschungsassistentin, zoegerte hier und dort ein wenig, und dann entschied sie sich ploetzlich und unerwartet, die Expedition abzubrechen und mich meinem Schicksal zu ueberlassen. Einsam und verlassen, tief im Dschungel hinter der Garage entdeckte ich Anzeichen von Zivilisation in Form von moosbewachsenem Plastikmuell, verrosteten Eisengestellen und leeren Bierflaschen,  aber auch einen riesigen hoelzernen Kompost-Verschlag, dessen Inhalt Millionen von Wuermer innerhalb der letzten hundert Jahre in wunderbare Erde umgewandelt hatten.

In den folgenden Wochen habe ich im Schweisse meines Angesichts und unter den kritischen Augen meiner interessierten Nachbarn, von denen die meisten ein Minimum von 70 Jahren erfolreicher Gemuesezuechtung nachweisen koennen, die dichte Vegetation dahin gemetzelt. In einem Anfall von Zerstoerung habe ich der wilden Natur den Krieg erklaert, natuerlich nur mit dem hoeheren Ziel vor Augen, die Natur strukturiert und zum Beitrag eines gesuenderen Lebens-Stils fuer meine Familie in geordnete Bahnen zu lenken. Ich habe die Baeume gestutzt, das Unkraut rausgerissen, die Schlingpflanzen abgehackt, Aeste gesaegt, Loewenzahn ausgebuddelt, den Muell entsorgt, und jedes noch so  kleine Kleeblatt rausgezupft und siehe da: zum Vorschein kam ein eingezaeuntes Nichts mit einem riesigen Holzverschlag voller frischer Erde.

Ich hatte noch nie einen eigenen Garten, von der Wildnis in meiner fruehesten Kindheit abgesehen, die unser Haus in einem winzigen Belgischen Dorf umzingelte und auf magische Weise Obst und Gemuese produzierte (mit dessen Hilfe wir vermutlich einer Hungersnot entkommen sind). Also habe ich mich (ganz in Designer-Manier) an den Computer gesetzt und meinen zukuenftigen organischen Gemuesegarten bis ins kleinste Detail geplant und als wunderschoenes, kuenstlerisch farbenfroh gestaltetes und genauestens beschriftetes grafisches Poster ausgedruckt, um sie im richtigen (!?!) Moment dem Rest meiner Familie zu presentieren.

Die schwierigste Huerde der landwirtschaftlichen Gestaltung bestand allerdings daraus, meinen lieben Mann davon zu ueberzeugen, mit seinem technischen Equipment (sprich: sein Werkzeug mit diamant-eingravierten Initialien, das er wie seinen Augapfel huetet) aus dem riesigen hoelzernen Compostbehaelter nach und nach vier  erhoehte Pflanzenbeetkisten zu bauen. Nach dem ueblichen „Das geht doch nicht“ und „Das kann man so nicht machen“ musste ich alle Register der weiblichen Diplomatie ziehen und nur nach dem hochheiligen Vesprechen, auch ein paar Erdbeeren (wie bei seiner Mutter im Garten) anzubauen, schritt er schliesslich ans Werk.

Waehrend er nach und nach das Holz zersaegte und wieder zusammen haemmerte, habe ich im gleissenden Sonnenlicht nach und nach die wunderbare Erde mit samt den Wuermern hin und her geschaufelt und fuehlte mich wie Noah beim Bau seiner Arche, belaechelt von den Unglaeubigen, aber fest entschlossen! Zusaetzlich habe ich jeden Tag trotz des widerwilligen Stossdaempfergequietsches meines Kombis vom Gartencenter ein paaer Saecke Erde, Kompost, Mulch, Steine, Stroh oder kleingehackte Muscheln in mein struktur annehmendes Territorium geschleppt. Um meinen lieben Installateur-Ehemann mehr in das (Familien-)Projekt einzubeziehen, habe zu seiner Ueberraschung und fuer einen guten Preis vom Internet einen grossen weissen Plastik-Wassertank gekauft und anliefern lassen, damit er ihn fachmaennisch an die Dachrinne unserer Garage anschliessen und sich der Kreis unseres neugebildeten Hinterhaus-Oekosystems schliessen kann.     

Nachem ich schliesslich unter den kritischen Augen meiner dicken Katze den Gartenzaun weiss und alle Pflanzenkisten hellgruen gestrichen hatte, die Wege und Umrandungen mit dunklem Bark und weissen Muscheln markiert waren, ich die ersten Tomaten, Radieschen, Salate, Schnittlauch, Basilikum, Petersilie, Zwiebeln und eine Erdbeepflanze fuer meinen lieben Mann eingepflanzt hatte (versprochen ist versprochen), lobte mich mein 82-jaehriger Meistergaertner-Nachbar eines morgens ueber den Gartenzaun mit den Worten: „I’ve never seen such an organised garden before“, was so viel heisst wie, er hat in seinem ganzen Leben noch nie so einen toll organisierten Garten gesehen!“ Da kommen eben die typisch deutschen Tugenden zum Vorschein!  Dann schenkte er mir noch ein paar Zwergbohnen, die natuerlich in meiner urspruenglichen Planung nicht vorgesehen waren und deshalb drei Jahre warten mussten, eingefplanzt zu werden.   

Ich und meine Assistentin Mimi, die sich gerne auf  dem heissen Bark in der Sonne waelzt, waren sehr stolz auf unsere Eroberung eines neuen Erdteils hinter der Garage. Leider reisten wir kurz danach fuer vier Wochen nach Deutschland und kaum zurueckgekehrt, ueberschlugen sich hier die Ereignisse. Und so nahm die Natur ihren Lauf und eroberte den Kontinent langsam zurueck und verwandelte ihn schon im foglenden Jahr wieder in Dornroeschens Schlossgarten, ohne dass mein Haus-und Hofinstallateur jemals dazu gekommen war, den Wassertank anzuschliessen…

…bis zum Fruehling im Jahre 2010!

Dornroeschen's Ex-Garten in 2007

 

Fortsetzung folgt!

Rueckblick 2010 – Einkaufstherapie

30 Dec

Personal Note: “Hier ein weiterer Schwank aus meinem Leben im Jahre 2010.

Fortsetzung folgt!

I never seem to run out of topics to write about, I just run out of time to do so! So, stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

 

Was fuer ein Jahr!

Nach Heiligabend, den wir in alter deutscher Sitte auch hier am Ende der Welt am 24. Dezember feiern, komme ich endlich zur Ruhe und kann das kommende Jahr planen, setze persoenliche Ziele und ueberlege, was ich aendern und verbessern kann. Ich lasse das alte Jahr vor meinem geistigen Auge ablaufen und komme mal wieder zu dem Schluss, dass naechstes Jahr alles anders werden muss!  Prioritaet ist (wie jedes Jahr), alles etwas ruhiger angehen zu lassen, mehr exercise, weniger essen, weniger Stress und mehr fun! Und dann kommt das naechste Weihnachtsfest und der Rueckblick aufs Jahr birgt die Erkenntnis, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe: stattdessen noch weniger exercise, noch mehr gegessen, noch mehr Stress und keine Zeit fuer Fun! Das muss sich aendern und dann kommt schon die naechste Planung und das naechste Jahr…

Der Vorteil an meiner detaillierten Planung und strategischen Zielsetzung ist es, dass ich beim jaehrlichen Soll-Ist-Vergleich eindeutig weiss, dass einige Punkte als erledigt abgehakt wurden, gleichzeitig wundere ich mich ueber die vielen Punkte, die uebers Jahr dazu gekommen sind, von denen ich bei meiner letzten weihnachtlichen Zukunftsplanung noch keine Ahnung hatte. Die Liste wird immer laenger und laenger und fuer jedes Erledigt-Haekchen schleichen sich drei neue Punkte ein, die dann saeuberlich auf meine ueberdimensionale to-do-Liste ins neue Jahr uebertragen werden. 

Und wenn man das alte Jahr dann nochmal ueberdenkt, fallen einem die kleinen und grossen Ereignisse ein und mit einem gewissen Hang zum Perfektionismus (wie ich) wundert man sich ueber Vieles im Leben…

…wie zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Midlife Crisis and Shopping.

Midlife Crisis hat ja viele Gesichter, und bringt alle moeglichen Sentimentalitaeten und Depressionen mit sich. Der Unterschied der Symptome bei Maennern und Frauen koennte nicht extremer sein. Maenner verstaerken ihr Selbstbewusstsein, Frauen neigen dazu, den letzten Rest davon an den Nagel zu haengen. Kein Tag ist wie der andere, aber letztlich haben alle Gemuetsschwankungen eine logische oder eine hormonelle Erklaerung. Das macht den Umgang damit natuerlich wesentlich einfacher und man kann diverse Verhaltensweisen mit einem zwinkernden Auge entschuldigen. So ist ja bekannt, dass Maenner sich durch das Entdecken extremer Sportarten abreagieren. Viermal die Woche Fussball, das Training fuer die Tour de France auf einem raumforschungsentwickelten  Titan-Rennrad, der taegliche Drill im Fitness Center oder die Anschaffung eines Olympia-erprobten Wildwasser-Kajaks sind klare Anzeichen fuer ein letztes Aufbaeumen. Frauen, die unzufrienden sind (wieso denn bloss, fragt sich der Mann)  kennen oft nur einen Ausweg. Er lindert die Symptome (wenn auch nur voruebergehend) und laesst kleine Momente des Gluecks im grauen Alltags-Einerlei aufflackern:

Einkaufen!

Wie troestlich koennen ein paar Stunden im Einkaufszentrum sein, wenn man sich neue Kleider kauft, die man nie anzieht und die dann als Mahnmal fuer emotional finstere Zeiten in den bereits vollen Kleiderschrank gestopft werden (Hilfe – der Schrank ist zu klein!). Zusammen mit den anderen Errungenschaften aus frueheren depressiven Phasen vegetieren die quer gestreiften Tops und die ¾ Hosen, in die man nach der geplanten Diaet gerne reinpassen wuerde, in den dunklen Ecken des Kleiderschrankes, ohne je das Tageslicht wieder zu sehen. Bis zu dem freudigen Ereignis, wenn man beschliesst, sein Leben total zu aendern und den Kleiderschrank zu entruempeln. Dann findet man sogar noch die Original-Preisschilder mit Waehrungen, die schon laengst abgeschafft wurden.

Wenn man von so einem lang geplanten Einkauf mit vielen Taschen wiederkommt, ist es ein „guter Tag“ und man kann ihn als erfolgreich im Kalender durchkreuzen. Man fuehlt sich gut, etwas Neues im Schrank zu haben, das man eventuell mal anziehen koennte, wenn man mal die Gelegenheit dazu haette, falls es sich mal so ergeben sollte, dass man mal irgendwann und irgendwo eingeladen wuerde….  (Man weiss ja nie!)

Was ist aber mit den Tagen, an denen man entgegen jeglicher Vernunft, spontan und ohne jegliche Vorwarnung den Entschluss fasst, in den Shopping Krieg zu ziehen mit der festen Absicht, den Midlife Crisis-Feind zu besiegen und sich mal etwas Besonderes zu goennen?  (…was man sich ja schliesslich verdient hat)

Man rennt von Shop zu Shop und von Umkleidekabine zu Umkleidekabine, nur um festzustellen, dass das eine oder andere Fettroellchen an der Huefte auf mysterioese Weise gewachsen ist, trotz der besten Vorsaetze, die man enthusiastisch am  1. Januar in die Tat umsetzen wollte, aber leider kam am 2. Januar schon was dazwischen…

Zuerst schiebt man es auf die internationalen Kleidergroessen, die  –seit die meisten Kleidungsstuecke in China von winzigen Frauen hergestellt werden-  zu schrumpfen scheinen und fuer die man einen eigenen Dictionary braucht mit Laendercode-Tabelle. Beim zehnten gebluemten Sommerkleid (man hatte mal so eins in den 70er Jahren), welches in Groesse 8 (36) wunderbar an der Schaufensterpuppe aussieht, aber ab Groesse 16 (44), falls ueberhaupt vorhanden, wie ein ueberdimensionaler Heissluftballon den Koerper optisch noch mehr aufblaeht, scheinen die Blumen waehrend des Anblicks im Spiegels sprichwoertlich zu wachsen.

Wenn man dann mit Traenen in den Augen und voellig in Schweiss gebadet, den depremierenden Versuch, „sich was zu goennen“, aufgibt, dem Feind die weisse Flagge zeigt (mit der man sich besser erst den Schweiss von der Stirn und die Traenen aus den Augen wischt), dann bleibt nur noch, den Trost in einem grossen Stueck Kaesekuchen und einem extra-grossen Capuccino mit aufgetuermter Milch und einer Blume aus Schokopulver zu suchen. Schwerfaellig wie ein nasser Sack und der Kaesekuchen wie ein Stein im Magen liegend, besinnt man sich dann wieder auf die positiven Dinge im Leben und erkennt, dass der Shopping Trip trotz der kleinen seelischen Niederlage erfolgreich war und zu einem Happy-End fuehrte. Man hat ja schliesslich schon schoenere Kleider gesehen, die Familie durch das Nichtnutzen der Kreditkarte vor dem finanziellen Ruin gerettet  und den Kleiderschrank vor dem physikalischen Zusammenbruch bewahrt. Braves Maedchen!

Mein letztes grosses „Jetzt gehe ich mal nur fuer mich einkaufen“-Erlebnis hatte ich im Oktober als der Neuseelaendische Winter kein Ende nehmen wollte. Der Wind pfiff schon seit Wochen durch den Garten, so dass selbst unsere Katze wenig frass und trank um nicht oefter als einmal taeglich ihr Geschaeft im Matsch verbuddeln zu muessen. Nachdem sie wie von der Tarantel gestochen wieder reinraste und mit ihren nassen Tatzen auf den Fliesen entlang rutschte um zu bremsen, putzte sie sorgfaeltig ihre kleinen Lederfuesse an meinem Bullen-Vorleger im Wohnzimmer ab, bevor sie auf der Couch ihren Winterschlaf fortsetzte.

Also eines morgens, nachdem Henry schon in der Schule und mein lieber Mann schon zur Arbeit entschwunden waren, entschied ich, es sei der ideale Tag fuer eine Retail-Therapie und machte mich auf den Weg ins Shoppingcenter nach Glenfield. Zwei Stunden lang verschaffte ich mir einen Ueberblick ueber die aktuelle Fashion-Situation und beschloss dann bei einer Tasse Kaffee, noch nicht aufzugeben, sondern positiv eingestellt dem ein oder anderen Kleidungsstueck eine Chance zu geben. Mit neuem Mut und geschultem Auge, waehlte ich einige Tops und Hosen in einer kleinen Boutique aus, um sie in aller Ruhe in der viel zu engen Umkleidekabine anzuprobieren.

Wer entwirft eigentlich Umkleidekabinen???? Sie kommen mir vor wie Kaninchenstaelle, viel zu eng, zu dunkel und der eine Haken, der schon fast von der Wand faellt, haelt hoechstens zwei Kleiderbuegel. Man muss seine eigenen Kleider auf den Boden werfen und steht beim Umziehen drauf, weil die ausgezogenen Schuhe und die weibliche Ueberlebens-Handtasche (man weiss ja nie was man alles braucht) den Rest der Stall-Grundflaeche von 0.2qm belegen. Gibt es keine internationale Menschenrechts-Mindestnorm fuer Umkleidekabinen wie bei der Huehnerhaltung? Und wer hat ueberhaupt die voellig unlogische Regel erfunden, dass man nicht mehr wie drei Teile zum Anprobieren in die Umkleidekabine mitnehmen darf????

Es ist doch allgemein bekannt, dass gerade die moderne,  multi-tasking Frau gezwungen ist, zehn Sachen gleichzeitig zu erledigen und absolut keine Zeit hat fuer solche Spiraenzchen. Was soll denn das? Man moechte doch am liebsten 40 Teile gleichzeitig (jedes in drei Groessen und vier verschiedenen Farben) mitnehmen, verbringt eine Stunde in der Kabine und voila! Ein Teil passt, sitzt und hat Luft – 39 Teile gehen zurueck! That’s it!

Nein, stattdessen zaehlt die siebzehnjaehrige Verkaeuferin drei Teile ab, reisst einem den restlichen Stapel vom Arm und man muss sich fuer drei Teile im Kaninchenstall ausziehen, stoesst dich die Knie und die Ellebogen an den Waenden, der halbhohe Spiegel im Duestern laesst einen nicht mal mehr erkennen, ob die Hose lila, dunkelbraun oder schwarz ist. Nach der zweiten Hose muss man den Vorhang aufreissen um nach Luft zu schnappen und hat schon die Nase voll vom Einkaufen.

Irgendwann habe ich entschieden, diese Strapaze zu lindern, indem ich einfach die grossen Warnschilder (nur 3 Teile!) ignoriere und mit neu entwickelter Arroganz und zwanzig Teilen auf dem Arm hohen Hauptes an der Verkaeferin vorbei marschiere, in den kleinen Stall hinein! Da soll mich mal jemand stoppen, wenn ich in den Krieg ziehe!

Also an diesem tristen Wintertag in der kleinen Boutiqe im Shopping Center Glenfield, die halbe Shop-Kollektion und ich im Kaninchenstall und  wider Erwarten passt das ein oder andere Teil auf meinen birnenfoermigen Body-Type. Frohen Mutes und mit einem zufriedenen Laecheln auf den altersbedignt etwas eingefallenen Lippen probiere ich ein Teil nach dem anderen an und stapele die Tops und Hosen auf dem Boden, die dazu ausgekoren sind, meinen alten Kleiderschrank mit neuem Stolz zu begluecken.  Happy, happy stehe ich ohne Luft zum Atmen und nur bekleidet mit Unterhose und BH im Stall, als mich ploetzlich und unerwartet eine droehnende Sirene in meiner bis dahin sehr heilsamen Retail-Therapie unterbricht. Ich sah mich fragend im verblichenen Spiegel an, hatte keine Ahnung was der Alarm bedeutete, beschloss aber instinktiv meine Modenschau zu beenden und mich wieder anzuziehen. Als ich keuchend den Vorhang der Kabine aufreisse, sehe ich noch gerade wie die asiatische Verkauferin die Geschaeftstuere von aussen abschliesst und das Rolltor runterlaesst.

In den Gaengen des ShoppingCenteres herrschte ein wildes Wundern, waehrend ich von innen an die Tuere klopfe und die Verkaeuferin sich genervt gezwungen fuehlt, die Tuere noch mal zu oeffnen. In hektischem und gebrochenem Englisch, fragt sie mich, was ich da noch mache und herrschsuechtig klaert sich mich auf, dass es sich um Feueralarm handelt, und jeder muss das Shoppingcenter sofort verlassen. Habe mich unter diesen Umstaenden natuerlich nicht getraut zu fragen, ob ich die drei passenen Teile von meinem „muss ich haben“-Stapel im Kaninchenstall noch schnell bezahlen darf. Schicksalsmaessig fand ich es sehr ungerecht, dass gerade dann jemand das Shoppingcenter anzuenden musste, wenn ich endlich mal was Schoenes zum Anziehen finde! Very bad timing!

Aber dann habe ich mir gesagt „Let it go!“ (was auch mein neues Motto fuer 2011 ist!) und bin von der uebrigen Menschenmenge zum Ausgang geschwemmt worden, habe mich im Parkhaus in mein Auto gesetzt und wollte nach Hause fahren.  Leider hatten die anderen 2000 Kunden die gleiche Idee und schon nach einer  Minute herrschte im Parkhaus ein ausgewachsenes Verkehrschaos. In der Ferne hoerte ich, wie sich die Feuerwehrsirenen naeherten, zu sehen war nichts, und vermutlich waere ich in meinem Auto verbrannt, wenn es ein echtes Feuer gewesen waere. Oder ich waere mit dem letzten Fashiondesign im Kaninchenstall gegart worden, wenn ich mich nicht in Windeseile angezogen haette. Nach zwei Stunden loeste sich der Stau im Parkhaus auf, immer noch kein Feuer oder Qualm in Sicht und ich fuhr unverrichteter Dinge, aber wiederum mit positiven Gedanken nach Hause. Geld gespart – Feuer-Inferno ueberlebt – Kleiderschrank vor Zusammenbruch gerettet – braves Maedchen!

 

Abends im Bett kam mir noch der Gedanke, ob man als Verkaeuferin nicht vielleicht einen Blick in die Kaninchenzuchtabteilung werfen sollte, bevor man sich selbst evakuiert. Und dann fragte ich mich, ob man das internationale Sirenensystem nicht verbessern koennte, so dass jeder gleich weiss, was los ist, anstatt erstmal nur Panik zu verbreiten und jeder fragt jeden, was das Signal bedeutet. Man koennte doch beruehmte Kuenstler mit schoenen Stimmen beauftragen, Katastophen-Mitteilungen auf ein Endlos-Band zu sprechen. Antonio Banderas koennte vor einer Feuersbrunst warnen, Brad Pitt vor einer Cholera Epedemie, Susan Boyle vor einem Erdbeben und Udo Lindenberg vor einer Ueberflutung. Bankueberfall, Vulkanausbruch, Orkan, Tsunami, Lebensmittelvergiftung, wildgewordene Voegel, entlaufene Raubtiere, kreisende Pleitegeier, Chinesische Invasion oder Sprengstoffattentat. Man will ja schliesslich wissen, wovor man sich retten muss und vielleicht hat man ja ein aufblasbares Boot, eine abgesaegte Schrotflinte, ein Chinesisches Woerterbuch oder einen Feuerloescher in der Handtasche.

Und da ich immer noch nicht schlafen konnte, bat ich den lieben Gott noch, den Umkleidekabinen-Designern eine kleine Eingebung zukommen zu lassen und schickte ihm telepathisch meine Liste: ein bisschen mehr Platz, etwas frische Luft, sommerliches Tageslicht, ein nicht erblindeter Ganz-Koerper-Spiegel, eine lange, stabile Kleiderstange, ein Paeckchen Erfrischungstuecher, eine Karaffe mit frischem Wasser, etwas Rosenduft, eine realistische Groessen-Vergleichstabelle aller Laender, eine passende Ablage fuer Handtasche und Schluesselbund und ein Schild: „Bitte alles auf einmal anprobieren!“. Und vielleicht eine Tuere oder ein Vorhang, die richtig schliessen, wenn’s recht ist…

Rueckblick 2010 – Pokahontas!

27 Dec

Personal Note: “I hope you enjoyed my personal highlights 2010 in English. Writing the German version is still easier and more “flowing” … Here is part one!

Teil 1 meiner persoenlichen Hoehepunkte aus 2010! Weitere folgen in Kuerze.

I never seem to run out of topics to write about, I just run out of time to do so! So, stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate

 

Im JUli bekam ich ein e-mail meiner weltreisenden Freundin Angelika ueber die Besessenheit zur Haarentfernung bei Amerikanischen Frauen, welches mich mal wieder inspiriert hat, ueber mein eigenes Leben nachzudenken.

Habe herzlich gelacht ueber Angelika’s “Gestruepp-Entfernungs-Theorie” und bin froh, dass ich zu alt, zu faul und zu arm bin fuer solche Spiraentzchen.

Bikini trage ich auch nicht mehr im Angesicht meines birnenfoermigen Body-Types (gemaess Trinny und Susannahs Buch: „The Body Shape Bible“). Liposuction kann ich mir nicht leisten und mit panischer Angst vor Schmerz kommen auch Botox (ist das nicht ein Nervengift aus dem Vietnam-Krieg?) und Bodylifting nicht in Frage.  Beim total Bodylifting wird in der Taille ein Rundumschnitt gemacht und die Haut wie eine Strumphose hochgezogen, wieder angenaeht und die Reste abgeschnitten. Aus diesem breiten Hautstreifen kann man alles moegliche machen, Roulladen, kuenstliche Lippen, neue Ohren  oder Ente im Speckmantel. Augenbrauen-Lift, Kinn-Implants und Brustvergroesserung kommen ebenfalls nicht in Frage! Somit zupfe ich mir, wenn noetig, selbst das ein oder andere Haar vom Kinn, rasiere bei schoenem Wetter unter den Armen und an den Beinen  – und das muss reichen!

Wie ein anstaendiges Maedchen (nicht wie Brittney Spears!) trage ich auch immer eine Unterhose (gross genug, um damit im Notfall ein Kaninchen zu fangen – man weiss ja nie!), Minirock ist aus Altersgruenden gestrichen, Tanga zu unbequem und durchsichtige Spitze, Selbstgehaekeltes oder transparente Seiden und Chiffons sind nicht mehr mein Stil und tragen sich nicht so gut ab einer gewissen Groesse – da faellt mir doch gerade Schwarzwaelder Schinken ein. Immer, wenn ich ernsthaft ready bin, Vegetarier zu werden, bekomme ich eine Heisshungerattacke auf Schwarzwaelder Schinken mit Graubrot, was natuerlich nicht so einfach zu finden ist in Neuseeland (aber nicht unmoeglich!)! Ist das noch normal oder gehoert das zur Midlife Crisis oder sind das psychosomatische Entzugserscheinungen fuer den Eventual-Fall?   

Erfolgreich haben wir (bei uns mitten im Winter) auch die Fussballweltmeisterschaft mit allen schlaflosen Naechten ueberstanden, und zur Abwechslung war es mal nicht das Hausdarlehen, das mich wach hielt, sondern das aufgeregte Gestoehne und Geschrei  meines fussball-besessenen Mannes aus der selbsschuss-gesicherten Middle-Earth-Zone in meinem Wohnzimmer. Seitdem geht es mir auch wieder etwas besser und was soll immer ueber die Weltwirtschaftskrise nachdenken, wenn der Erfolg von ganzen Fussballnationen auf dem Spiel steht? Habe vergeblich versucht, den wahrsagenden Octopus auf e-bay zu ersteigern. Haette ihn Bernd gerne zu Weihnachten geschenkt, damit er Freitagsabends schon weiss, ob es sich uebehaupt lohnt, Samstags frueh aufzustehen und zum Fussball zu gehen. Und wenn der Octopus mal luegt, kommt er in die Suppe! Man koennte ihn auch gut in der Dusche als Seifenhalter oder Massage-Maschine mit einer handgeschnitzten Wurzelbuerste an jedem Arm nutzen. Wie ich vor kurzem gehoert habe, ist der Octopus ploetzlich und unerwartet verstorben und ins grosse Nirwana des Fussballs uebergesiedelt.     

Mein  49. Geburtstag ging sang-und klanglos vorueber. Habe dieses Jahr niemanden eingeladen und hatte diesbezueglich auch keinen Stress, eine grosse Party zu organisieren. (Vermutlich ein weiteres Anzeichen von Midlife Crisis!) So konnte ich mal in Ruhe mein Auto putzen und in der Garage aufraeumen. Nach ueber 20 Jahren habe ich mir allerdings selbst eine Kaesesahnetorte (nach altem Familienrezept) zubereitet, deren Kalorien ich voller Genuss beim Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen zu den „Lovehandles“ an meinen Hueften addiert habe.

Waehrend ich meine Kreditkarte bei der Bank in eine zinsguenstigere umgewandelt habe, erfuhr ich, dass ich in den letzten Jahren hunderte von  Punkten angesammelt hatte, von denen ich nichts wusste und die man in einem Elektronikshop einloesen kann. Selbstlos wie ich bin, habe ich diese zum Wohlsein meines heissgeliebten Ehemannes und zur Bereicherung seiner gesperrten Zone in einen neuen Flachbildschirm umgewandelt. Die Katze hat es schmerzhaft zur Kenntnis genommen, als sie, wie gewohnt, oben drauf springen wollte und erst im freien Flug gemerkt hat, dass da kein Landeplatz mehr fuer ihren achteinhalb Kilo schweren Astralkoerper ist.

Den einzigen Urlaub in den letzten Jahren, hatte ich in 2009, kurz vor Weihnachten heimlich gebucht, um meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn unterm Weihnachtsbaum zu ueberraschen. Im Eifer des Weihnachts- und Sommerferien Stresses habe ich es dann total vergessen und den internet-gebuchten Gutschein Anfang Maerz  in einer Schublade wiedergefunden. Gluecklicherweise war die Buchung fuer das Wochenende 26./27. Maerz und somit noch gueltig.  Da Henry seit fast zehn Jahren versucht, seine „langweiligen“ Eltern zum Camping zu animieren, kam mir zur Zeit der Buchung ein Wochenende in einem Indianer-Tipi als die wahre Alternative vor. Wie gesagt, lange gebucht, dann vergessen, dann wiedergefunden und nach einiger Ueberlegung, da die finanzielle Lage zu diesem Zeitpunkt eigentlich keinen Urlaub zuliess, kurzerhand entschieden: Alles Quatsch – Jetzt wird gefahren. Gebucht ist gebucht!

Raglan, ein kleines Oertchen and der Westkueste, 50 km von Hamilton, ist gut in etwa 3 Stunden mit dem Auto zu erreichen.

Gesagt getan, Henry begeistert, Vater eher besorgt, ob seine Fussballmannschaft mal einen Samstag ohne ihn auskommt, Mutter im Stress, alles einzupacken, fuhren wir dann endlich mit meinem alten, vollbepackten Toyota Richtung Sueden.

Nach einer Zigarettenpause fuer Bernie gleich hinter Auckland in einem kleinen Ort, wo ich auf keinen Fall auf dem Rueckweg anhalten werde (und hoffentlich keine Autopanne habe), ging es weiter. Wunderschoene Landschaft, gruene Huegel, Millionen Schafe, abgasverseuchte Lastwagen vor und hinter uns,  und endlich erreichten wir die Huegel- und Buschlandschaft,  in dem unser Indianer-Familienzelt verborgen war.

Allerdings hatte man vergessen, mich darauf hinzuweisen, dass man das Zelt nur zu Fuss erreichen kann, etwa 1 km von der Rezeption und dem Parkplatz entfernt. Aber echte Indianer kennen keinen Schmerz und so machten wir uns auf den Weg. Ueber Stock und Stein, bergauf- und bergab zogen und schoben wir unsere  geraederten Koffer, Taschen, Kartons mit Lebenmitteln, Kleidung fuer jede Wetterlage, Henrys Spielzeugsortiment, sein Fahrrad, meine Literatursammlung und Malutensilien durch Matschpfuetzen, ueber Wurzeln, Schottersteine und vorbei an hoelzernen Wegweisern, die mir gluecklicherweise versichrten, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg waren. Mit scheinbar dem letzten Atemzug und nach Verbrauch saemtlicher Kraftreserven, erreichten wir dann endlich die kleine Lichtung auf dem Huegel, wo unser Zelt mit vier anderen, aus dem Gebuesch herausragte.

Angenehm ueberrascht, ueber die frisch bezogenen Betten und die nicht funktionnierende Solarlampe, was das komplette Mobiliar eines Tipis darstellt, liess ich mich aufs Bett fallen und schnappte erstmal eine halbe Stunde nach Luft.  Henry war begeistert und Bernd machte sich doch gleich eine Friedenspfeife an.

Immerhin sah alles sehr romantisch aus, jedes Zelt mit entsprechendem Abstand in einem anderen Gebuesch versteckt und eine offene Gemeinschaftskueche in der Lichtung. Das selbstgebaute Humus-Klo a la Friedensreich Hundertwasser war dort, wo all die Fliegen kreisten. Da kamen Erinnerungen and das kleine Holzhaeuschen in unserem Garten hervor, als wir 1965 ohne Geld, von den Nachbarn aus geschichtlichen Gruenden gehasst und mit drei kleinen Kindern eine Ruine in Belgien bewohnten und uns den Po mit abgerissenen Zeitungsquadraten abputzen mussten. An einem kalten Winterabend auf dem Belgischen Holzbalken habe ich mir geschworen, was aus meinem Leben zu machen, um mir nie wieder den A… auf der Toilette abzufrieren. Und here wer are: 45 Jahre spaeter zahle ich noch $200 fuer das Erlebnis!

Selbst das Duschen mit eiskaltem Wasser kann man mit einer romantischen und offenen Weltsanschauung ueberleben (wenn man nur von Freitags bis Sonntags morgens bleibt). 

So verbrachte Bernd den Rest des Tages damit, durch Rauchen den Welfrieden zu sichern, ich stellte mir vor, wie man hier ueberlebt, wenn es erstmal in Stroemen regnet und Henry suchte Steine und Stoecke im Gebuesch oder bahnte sich eine BMX-Rennstrecke  vom Plumpsklo den Berg runter bis zu unserem Zelt. Wie echte Indianer!

Abends beim Kochen und Essen unter freiem Himmel lernten wir die netten alternativen anderen Indianer kennen, die aus allen moeglichen Laendern kamen  und die es gewohnt sind, sich nicht so haeufig zu waschen und nur mit einem Rucksack durch die Welt zu reisen und sich die Haare aus praktischen Gruenden in Straehnen zu verfilzen. Das macht einen mal wieder nachdenklich, ob man das alles braucht, was man so an Zivilisationsguetern angesammelt hat. Ich glaube jedenfalls nicht, dass sich einer unserer Rastazopf-Indianer-Kollegen nachts im Zelt hin-und herwaelzt und ueber die naechste Einkommensteuerzahlung nachdenkt… Die anderen Indianer brauchten auch nicht fuer das Zelt und das Plumpsklo zu bezahlen, weil sie als Volunteers helfen, aus leeren Weinflaschen, Stroh und Matsch rustikale Huetten zu bauen, damit solche Stadt-Indianer wie wir, dort mal ein „wildes Leben“ ausprobieren koennen. 

Vielleicht sollte man wirklich alles verkaufen und vogelfrei mit einem Rucksack und klebrigem Haar durch die Lande ziehen!

Alle waren sehr nett, so viel frische Luft und ein Glas Wein (zur Unterstuetzung der Weinflaschenbauwerke) unter freiem Himmel machen muede (jedenfalls die aelteren Indianer wie Bernd und mich) und mein llieber Mann fackelt ja da nicht lange, legt sich auf sein Bett und schlaeft tief und fest.

Damit wenigstens ein Erziehungsberechtigter im Stamm den Ueberblick behaelt, und trotz extremer Muedigkeit, musste ich dann versuchen, Henry davon abzuhalten, mit seinem Fahrrad und den selbsgebastelten Pfeilen in stockfinsterer Nacht auf die Jagd zu gehen. Henry ist ein zaeher Bursche und ihn spornt die frische Luft noch mehr an, so dass bei ihm der erste Anschein von Muedigkeit erst nach Mitternacht eintrat.

Dann ging alles sehr schnell, zwei Indianer schnarchen und ich lausche im Dunkeln auf jedes Zirpen, Rascheln, Grummeln, Trapsen und Gemuschel im Gebuesch. Dazu noch die Tatsache, dass das Tipi-Zelt (vermutlich aus Gruenden der umweltfreundlichen Entlueftung) in Hoehe des Bodens rundherum eine ca. 8cm breite offene Spalte hatte und ich mich nicht von der Ueberlegung befreien konnte, welche wilden Saeugetiere durch diese Ritze passen. Bekannt ist Neuseeland ja fuer sein ausgepraegtes Wildlife und die Plage von Possums (eine Mischung zwischen Katze und gen-manipuliertem Hamster mit Stupsnase, braunen Kulleraugen und Krallen wie ein Koalabaer…). Das war die Beschreibung meines abenteurlichen Mannes, der als einziger schon mal Auge um Auge, Zahn um Zahn  im Keller unseres ehemaligen Hauses auf einer Farm mit einem Possum „zu tun“ hatte. Die beiden hatten sich fuer einen Moment gegenseitig in die Augen gestarrt, und dann sind sie total erschrocken und schreiend in unterschiedliche Richtungen gefluechtet. Jedenfalls, nachts werden die Possums munter und suchen sich was zu beissen. Wie haette ich auch nur ein Auge schliessen koennen bei dem Gedanken, dass hunderte tollwuetige, ausgehungerte Possums um mein Zelt schleichen, und vielleicht meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn zum Abendessen verspeisen wollen?

Hah!  Pokahontas war auf einer Mission! Kein wildes Biest wird das Eindringen in unser Indianer-Dasein ungestraft ueberleben. Im Geiste sah ich uns schon  zum Fruehstueck knusprige Possumschenkel ueberm offenen Feuer braten. Dann wurde mein imaginaeres Happy-End von allen moeglichen ueberdimensionalen Stechmuecken, Riesenheuschrecken und anderem Krabbelgetier unterbrochen. Immer noch begleitet von zufriedenem und nicht gerade leisem Schnarchen aus dem grossen und kleinen Indianerbett, kam ich mir vor wie ein Einzelkaempfer im Ueberlebenstraining. Je mehr man der Gefahr ins Auge blickt (oder auch nicht, wenn es stockfinster ist und die Solarlaterne streikt), um so groesser wird die Vorstellung von dem, was alles passieren koennte.

Was soll ich sagen? Als der erste Anhauch von Tageslicht im nicht nur unten sondern auch oben offenen Tipi ersichtlich wurde, war ich todmuede, aber erleichert das Ueberleben meines Stammes gesichert zu haben, und unter der eiskalten Dusche im zugigen Holzverschlag kam mir bei einer beginnenden Verstopfung mal wieder die Erkenntnis, dass ich doch mehr ein City-girl bin als ein Alternativ-Aussteiger. Werde doch nicht meine Porzellantoilette gegen ein Gebuesch aus Schlingpflanzen und ein zu Hause unterm Himmelszelt eintauschen!

In der zweiten Nacht, noch mehr verstopft und schwer wie ein Sack,  haette mich sogar ein wilder Baer anfallen oder meinen lieben Mann und noch lieberen Sohn zerfleischen koennen, denn in einem Ansturm von totaler Uebermuedung  war mir dann alles sch….egal – sogar als ich am naechsten Morgen die braune Riesenheuschrecke unter meiner Bettdecke gefunden habe. Kurzer Aufschrei, das wars!

Zum Heissluftballon Festival in Hamilton sind wir dann leider auch nicht gekommen, da Winnitou an solch kulturellen Ereignissen nicht besonders interessiert. Ausserdem hat er das ganze  Wochenende als fuer ihn autofahr-freie Epoche deklariert. Ich wollte mir daraufhin auch die Fahrerei im Dunkeln ersparen  und konnte dadurch vermutlich zum zweiten Mal die Ausrottung meiner gesamten Inidanerfamilie und 22 Possums durch extreme Nachtblindheit  und Totaluebermuedung verhindern.

Henry wird sich noch lange an sein Indianerleben im Busch erinnern, ich war froh, wieder auf meiner eigenen umweltunfreundlichen Klobrille zu sitzen, ohne kleingeschnetzelte Baumstaemme hinterher schuetten zu muessen (Wasserspuelung in der Toilette und heisses Wasser sind schon echter Luxus – man vergisst einfach zu schnell, wie gut es einem doch im taeglichen Leben geht). Und mein lieber Winnitou-Mann fand das Wochenende sehr entspannend!

Beate (Pokahontas)

Tipi - March 2010

18.) Alles easy…!

12 Dec

Unser neues Leben am Ende der Welt – Neuseeland  10. Dezember 1999

Heute morgen habe ich meine Massenproduktion an Engeln, muschelbesetzten Bilderrahmen und glitzernden Seeschlangen in einen Koffer gepackt und mit Henry zu Mariannes Shop nach Warkworth gebracht. Sie war begeistert und hat die Souvenirs gleich in ihrem Schaufenster drapiert. Jetzt muessen wir nur noch auf die Touristenbusse aus  Taiwan und Hong Kong warten…

Hier in Neuseeland scheint alles so easy, unkompliziert,  super  freundlich, hilfsbereit und scheinbar ohne Hektik zu sein! Wenn die Leute im Postamt bis zur Tuere Schlange stehen, nutzen sie die Gelegenheit fuer ein Schwaetzchen mit dem Vorder- oder Hintermann (oder –frau). Niemand scheint sich darueber aufzuregen. Geduldig wartet man bis man an der Reihe ist und die Dame von der Post freundlich fragt: “How was your day so far?“ Bin mir noch nicht sicher, ob sie wirklich wissen will, was man schon alles gemacht hat, bevor man zum Postamt gekommen ist oder ob es eine trainierte Freundlichkeitsfloskel ist, die einem suggerieren soll, dass jeder Kunde wichtig ist.

Das erinnert mich wiederum an meine Jugend und die Ausbildung zur Postbeamtin am Schalter fuer benachrichtigte Briefsendungen im Hauptpostamt Koeln. Da sassen wir hinter kugelsicherem Glas (aus gutem Grund!).  Die Kunden in den mehreren parallelen, bis zur Eingangstuere reichenden Schlangen bestanden hauptsaechlich aus Sozialhilfe- und Arbeitslosengeldempfaengern,  Adressaten von Gerichts-Zustellungsurkunden oder sonstigen unerfreulichen, amtlichen  Behoerdenschriftstuecken, die einer besonderen, persoenlichen Aushaendigung gegen Vorlage eines gueltigen Personalausweises bedurften. (Beamtendeutsch – hatte schon fast vergessen, wie sich das anhoert!) Ab und zu war ein Rentner dazwischen, der gerade beim Caritas Kaffeekraenzchen war, als der Brieftraeger vergeblich versuchte, ein anonymes Paeckchen von Beate Uhse zuzustellen. Wenn sich die Postkunden innerhalb der Schlangen erstmal gegenseitig aufgewiegelt und sich darueber geeinigt hatten , dass es eine Zumutung ist, seine  staatliche Unterstuetzung beim Postamt abholen zu  muessen, da man ueberhaupt keine Zeit dafuer hat, weil man definitiv „was besseres zu tun hat“….  –  und wenn sich dann einer von uns staatlich vereidigten  mit Bundesadler beurkundeten Postbeamten im mittleren Dienst erlaubte, nach 7 Stunden BBS (Beschimpfungs- und Beschwerden Schicht) sein Plastikschild „voruebergehend geschlossen“ rauszustellen, um eine wohlverdiente Tasse Kaffee zu trinken in der von der deutschen Postgewerkschaft heiss erkaempften 15 Minuten-Pause, ja dann war die Revolution kurz vor dem Ausbruch und der Sturm auf die Bastille unabwendbar. Und wir waren heilfroh, dass unsere Schalter  Panzerglas gesichert waren!  Und der jenige von uns, der mit seiner Thermoskanne im staubigen Hinterzimmer zwischen grauen Saecken voller Behoerdenpost und Tuermen aus gestapelten Paeckchen von anonymen Versendern sass, traeumte  von der idealen, heilen Welt, in der sich alle Leute gut verstehen, geduldig sind, sich gegenseitig freundlich und respektvoll behandeln und von einem Arbeitsplatz, wo man nicht waehrend seiner amtlichen Pflichterfuellung beschimpft und bedroht wird!

Und da ich von Natur aus ein humorvoller Mensch bin, habe ich mir eines Tages erlaubt, ein winziges Papierschild in meinen Schalter zu haengen (just for fun!), das einen skizierten Gorillakopf mit den Worten: „Wir lieben Sonderwuensche!“ zeigte. Auf diese Weise wurde ich schon im zweiten Ausbildungsjahr mit einem hochofiziellen Eintrag in die Personalakte belohnt, weil sich eine aeltere Dame bereits innerhalb der ersten Stunde meines Aushangs persoenlich beleidigt fuehlte und umgehend das Oberpostministerium informierte! Die Entscheidung, gleich nach „erfolgreichem Abschluss“ meiner humorlosen Ausbildung einen neuen Karrierepfad einzuschlagen, ist mir nicht schwer gefallen!

Und hier bin ich nun mittendrin in der kleinen, heilen Welt, von der ich 1979 hinter schusssicherem Glas im Koelner Postamt getraeumt hatte:   Postamt Orewa in Neuseeland – Henry im Kinderwagen, Schlange bis zur Tuere raus und friedvoll  nutze ich die Zeit, mir in gebrochenem Englisch eine Kurzfassung meines bisherigen Tagesablaufs zurechtzulegen, um die Dame am Postschalter nicht zu enttaeuschen, wenn sie mich fragt, „…and how was your day so far?“

Auch im Cafe um die Ecke wird der Italienische Capuccino, einer nach dem anderen,  liebevoll und geduldig zubereitet. Ohne Stress wird die  bis zur Bauschaum-Konsistenz turbo-aufgeschaeumte Milch mit einem winzigen Loeffelchen in der Tasse zu einem Turm drapiert.  Nach einer Weile ist es nicht mehr peinlich , wenn 27 Leute hinter einem an der Kasse warten. Nein, man gewoehnt sich daran und freut sich darueber, dass keiner schimpft, sonderm mit offenem Mund die Loeffelchen mitzaehlt, bis der weisse Turm auf der Kaffetasse an Antoni Gaudis architektonische Meisterwerke  in Madrid erinnern.  Und dann darf man sich auch noch aussuchen, ob  man Kakaopuder oder Zimt draufgestreut haben moechte. Zur Steigerung der ganzen Zeremonie wird das Pulver anhand einer Schablone als florales Ornament auf dem weissen Turm dekoriert. Es kostet schon etwas Ueberwindung, das ganze Art-Gebilde mit einem Schluck zu zerstoeren und die Fragmente mit der Serviette von Nasenspitze und Kinn zu entfernen.   Das ist Kaffee, den man einfach geniessen muss, auch wenn man ihn vor lauter Schaum und Dekoration in der Tasse kaum findet. Wenn man ihn dann endlich erreicht, ist er so stark, dass er den gesamten Herzrhytmus aus der Bahn wirft. Das legt sich wiederum nach  einer halben Stunde und sobald sich der Herzmuskel wieder entspannt hat, kann man extrem energie-beladen und wie ein batterie-betriebenes rosa Plueschkaninchen weiter seinen Shopping-Aktivitaeten nachgehen.

Mit dem Autofahren klappt es inzwischen auch ganz gut. Mir ist allerdings aufgefallen, dass ueberall die Strassenmarkierungen erneuert werden. Hoffentlich nicht wegen mir!!!

Ab und zu eier ich mal zu weit nach links ins Gruene oder mache einen kleinen Abstecher auf die Gegenfahrbahn. Aber hier ist ja nicht so viel Verkehr, da faellt es kaum auf. Das Ueberschreiten der Mittellinie zur Gegenfahrbahn ist mir persoenlich lieber als das Ausweichen ins Gruene, weil die Abgruende auf der linken Seite oft ins Nichts oder gegen Unendlich gehen und manchmal  schon einen Meter neben der Fahrbahn anfangen. Besonders, wenn ich von Orewa nach Warkworth fahre,  muss ich mich beim Lenken einfach ein bisschen mehr beherrschen.  Auf Supermarkt Parkplaetzen, wenn ich mich  im Geiste noch mal auf meine Einkaufsliste besinne, fahre ich auch schon mal auf der falschen Seite. Aber dann kommt mir immer ein hoeflicher „Geisterfahrer“ entgegen und winkt mich wieder auf die richtige Bahn. Hupen und Schimpfen ist nicht ueblich! Bei meiner gestrigen Tour nach Albany standen ploetzlich ein paar junge Leute links und rechts an der Fahrbahn und winkten mit Taschentuechern. Huch, dachte ich, sind die aber freundlich, jetzt winken sie uns schon zum Empfang.  Aber ein Stueck weiter umfuhren wir den Grund des Winkens. Hier waren sich auch zwei Fahrer nicht einig gewesen, wer von ihnen der Geisterfahrer ist.

Heute nachmittg war ich mit Henry noch bei der Kinderaerztin. Sie war sehr nett und Henry war ein Musterkind. Als sie sein kleines Organ, das ihn von einem Maedchen unterscheidet, untersuchte, hat er laut gelacht!?! Das hat er auch schon selbst als sehr interessantes Spielzeug entdeckt. Jedesmal, wenn ich ihm die Windel wechsele schnappt er sich das Objekt der Begierde mit der llinken Hand, zieht daran und versucht es in seinen Mund zu stecken. Gott sei dank ist die Flexibilitaet und Elastizitaet bestimmter Koerperteile begrenzt und es kommt nicht soweit. Auf diese Art und Weise habe ich aber auch festgestellt, dass Henry (jetzt 5 Monate alt und 7.8kg schwer) vermutlich Linkshaender ist.  Ich hatte keine Ahnung, dass man das schon so frueh sehen kann, aber meine mehr erfahrene Freundin, die vier Kinder hat, nannte mir einen guten Trick, um das rauszufinden. „Halte einfach seine linke Hand fest und sieh, ober er mit der Rechten danach greift????“ Der Test hoerte sich gut an, taugte aber nichts in der Praxis. Als ich eines morgens vor dem Anziehen Henrys linke Hand festhielt, hat er einfach nach rechts aufs Bett gepinkeltl! Soviel zu Theorie und Praxis und Links- oder Rechtshaendern. Wieso wird ein Kind Linkshaender, wenn beide Eltern Rechtshaender sind?  

Zum Abschluss unseres Tages haben wir Sushi gekauft, und es fasziniert mich immer wieder, wie die Japaner den Reis so klebrig machen. Ist auch erstaunlich, was die da so alles reinrollen:  Avocado, Lachs, Huehnchen (natuerlich keine ganzen!), Spargel, Krabben, Gemuese etc. – und das haelt bombenfest!  Dann muss man versuchen, das Roellchen einigermassen elegant mit zwei Holzstaebchen zuerst in die Soya Sauce zu tunken und dann geschickt „into the mouth“ zu jonglieren. Die Suhi Roellchen, die waehrend dieser akrobatischen Versuche unter den Tisch fallen, darf man mit den Fingern wieder aufheben.  Immer offen fuer Neues, habe ich eins der klebrigen Roellchen meisterhaft mit dem Holzwerkzeug in die mitgelieferte, noch gruenere Paste (etwas geizig in der Menge…) getunkt und elegant versucht, ein kleines Haeppchen abzubeissen. Hatte keine Ahnung, was das fuer ein gruenes Teufelszeug ist! Nach 10 Minuten Atemstillstand, Wasserausbruch aus Augen, Nase und anderen Koerperoeffnungen sowie Verbrennungen dritten Grades auf der Zunge und Aetzwunden an der Oberlippe, kam ich wieder zur Besinnung. Einmal zur Hoelle und zurueck! Ich bin mir sicher,  dass man mit dem Zeug auch Rostflecken am Auto entfernen oder Loecher in Eisentraeger brennen kann. Noch sicherer bin ich,  dass ich nie wieder Herpes an der Lippe haben werde. Und falls mein Mund jemals verheilt werde ich beim naechsten Sushi Einkauf dankend ablehnen, wenn mir mit einer freundlicher Geste aus dem Land des Laechelns WASABI angeboten wird!

 

Fortsetzung folgt…

Beate Minderjahn

 

Personal Note:  At least it is summer in New Zealand now, my son Henry graduated from Primary school on Friday, my Kids Christmas craft workshops will finish next week, I have organised my Holiday Art & Craft programme for January and after one more busy week I will soon have some time to prepare for Christmas with my family.  I am really looking forward to go to the beach with Henry,  going for long walks, starting my goal setting and planning for 2011 and just relaxing and enjoying the sunshine, BBQ and a glass of wine from time to time. 

Yesterday morning I went to the beach with my camera and I realised again, how lucky I am to live here: 

 

 

 

 

 

 

 

So, stay tuned and have a happy and wonderful day!”   Beate